Samstag, 13. Februar 2016

GEHÖRT GEHÖRT - S MORGENSTERN AKA WILLIAM GOLDMAN "DIE BRAUTPRINZESSIN"

wie so oft, wenn ich ein hörbuch anhöre, kenne ich das buch dazu nicht, doch da ich annehme, dass die hörbuchfassung kaum von der originalvorlage abweichen wird, spreche ich hier zusätzlich auch noch eine leseempfehlung aus. ansonsten vertrete ich die ansicht, dass ich das buch nicht unbedingt lesen muss, wenn ich bereits die hörbuchfassung kenne. wenn es sich jedoch um eine dermaßen außergewöhnlich gute geschichte handelt, dann kann man sich das nachlesen schon mal antun. in der neuen fassung des buches befindet sich außerdem ein kapitel, das lange nach dem erscheinen der ersten auflage geschrieben wurde und zeitlich nach den ereignissen im buch spielt und deshalb auch nicht im hörbuch vorkommt.



was außer der wirklich unfassbar guten geschichte dieses hörbuch noch dermaßen hörenswert macht, ist der vortragende sprecher jochen malmsheimer. in ihm haben wir wieder einmal eine jener ausnahmestimmen, die einen aufgrund seiner wandlungsfähigkeit vergessen lässt, dass es sich hier nicht um verschiedene schauspieler handelt. zudem hat er genau den richtigen schalk in seiner wortgewaltigen stimme, der diesem komödiantischen märchen an der grenze zur persiflage den richtigen schliff gibt.

es existiert übrigens auch eine verfilmung aus dem jahre 1987, die jedoch ein wenig enttäuschend ausgefallen ist. das heißt, sie ist nicht wirklich empfehlenswert. dennoch konnte nicht einmal diese verfilmung die genialität der erzählung zerstören, man wird also trotzdem seine freude daran haben. in der deutschen fassung änderte sich übrigens der titel, so wurde also aus der brautprinzessin "die braut des prinzen". nebenbei bemerkt würde diesem film ein anständiger reboot wirklich gut tun. kein mensch braucht einen weiteren spiderman oder fantastic four, DIES hier wäre der richtige stoff!

william goldman bedient sich in dieser geschichte eines kunstgriffes, den später auch walter moers anwandte. er erfand einen fiktiven autor, nämlich s morgenstern, und ein buch aus dessen feder, eine klassische erzählung von wahrer liebe und edlen abenteuern, von dem er vorgibt es als kind von seinem vater vorgelesen bekommen zu haben. außerdem gibt er vor, dass sein vater das buch gekürzt hätte, also einige stellen ausließ. an diesen stellen des buches meldet sich goldman immer wieder erklärend zu wort (im hörbuch gesprochen von bela b) und erzählt wie und warum es zu diesen kürzungen kam, was in den gekürzten stellen passiert und einiges mehr.



ohne mich mit einer inhaltsangabe aufhalten zu wollen kann ich dennoch berichten, dass es tatsächlich um liebe und abenteuer geht. das klingt vordergründig nun nicht wirklich berauschend, handelt doch jede zweite geschichte von nichts anderem, doch nirgendwo geschieht dies so furios wie in der brautprinzessin. es gibt unmengen an unvorgesehen wendungen, unglaublichen geschehnissen und das alles auch noch ständig unterlegt mit einem großen schuss humor, dennoch rutscht die geschichte niemals ins lächerliche ab, wird jedoch auch niemals wirklich ernst, obwohl es durchaus traurige momente gibt.

wenn tolkien zusammen mit douglas adams eine liebesgeschichte voller abenteuer geschrieben hätte, dann wäre wohl etwas ähnliches dabei herausgekommen. nun gut, tolkien hätte wohl fabelwesen und adams noch eine spur mehr absurdes eingebaut, aber ich denke man weiß worauf ich hinaus will.

dieses hörbuch zählt definitiv zu meinen persönlichen top five aller zeiten - und ich kenne alle walter moers, alle terry pratchett und sehr sehr viele andere hörbücher! damit möchte ich nicht angeben, sondern nur untermauern wie ernst ich es mit dieser einschätzung meine.

also nochmal: definitive hörempfehlung!

Dienstag, 9. Februar 2016

DINGE DIE ICH VERMISSE RELOADED

kürzlich kamen mir noch ein paar dinge die ich vermisse in den sinn: eiszapfen, eisblumen und telefonzellen!

nun, um ehrlich zu sein, eisblumen bekam sogar ich, der alte sack,  nur noch selten zu sehen, und wenn, dann bedeutete es, dass es im zum fenster gehörigen raum ziemlich unangenehm kalt war. zumindest wenn man in der nähe des fensters saß. ich kann mich zwar nicht mehr erinnern wann und wo ich echte eisblumen sah, doch ich weiß, dass dem so war. vermutlich erinnere ich mich deshalb nicht daran, weil ich in meinem leben sehr viel mehr falsche eisblumen in filmen und serien gesehen habe als echte. schuld daran ist der technische fortschritt, bzw. die inzwischen extrem gute isolierung, hermetisch abgedichtete fenster und doppelglasscheiben verhindern nun mal das entstehen von eisblumen.

aus dem selben grund kann man auch kaum noch eiszapfen von hausdächern hängen sehen. nicht nur fenster, sondern natürlich auch die wände und dächer sind heutzutage extrem gut isoliert, darum schmilzt der schnee auf den dächern nicht mehr, darum kann auch nichts heruntertropfen und währenddessen gefrieren um eiszapfen zu bilden, und darum hängen sie nun mal nicht mehr von den dächern - oder nur mehr selten.

einerseits ist das natürlich gut, wir sparen energie und geld und haben es auch im winter gemütlich in unseren häusern, andererseits werden solche dinge wie eisblumen und eiszapfen nach und nach immer seltener und irgendwann vielleicht sogar mythisch.....

auch das verschwinden von telefonzellen ist dem fortschritt geschuldet. wo nun nahezu jeder ein smartphone, oder zumindest ein handy mit sich herumträgt, ist die notwendigkeit von telefonzellen nicht mehr gegeben. das ist schade, denn telefonzellen waren nicht nur zum telefonieren da. sie waren orientierungs- und treffpunkte, manchmal schutz vor regen oder sogar ungewittern, wunderbare werbeflächen oder inoffizielle schwarze bretter und hin und wieder sogar eine möglichkeit botschaften schriftlich zu übermitteln. damit meine ich jetzt jedoch nicht so etwas wie "hansi liebt resi" an die zellenwand gekritzelt. ich selbst habe bereits solche botschaften hinterlassen, und zwar im rahmen einer schnitzeljagd. man schreibt die information direkt in ein dort befindliches telefonbuch und teilt dem suchenden mit auf welcher seite er es finden kann, oder man sagt ihm z.b. "telefonzelle ecke dings- und dongsstrasse, telefonbuch mittelerde, seite 287, spalte zwei, 24. adresse von unten", oder ähnliches um ihm den nächsten punkt der schnitzeljagd mitzuteilen.

so richtig vermisse ich telefonzellen natürlich nicht, es ist mehr eine art nostalgisches echo einer sache die es mal gab, die aber ganz heimlich und langsam verschwunden ist ohne dass man etwas davon mitbekam. mit litfaßsäulen geht es mir übrigens ähnlich.

hier stand einmal eine litfaßsäule

Dienstag, 2. Februar 2016

UNGLAUBLICH ABER WAHR

nicht diese geschichte ist unglaublich, obwohl sie wahr ist, nein, ich erzähle von einem buch das diesen titel trägt, wenn auch nahezu alle geschichten darin zwar unglaublich sind, aber sicher nur die wenigsten wahr.

es waren die frühen achtziger jahre und irgendwie hatte jeder meiner freunde dieses buch zuhause im regal stehen - oder man kannte jemanden der es hatte. gelesen hat offenbar jeder darin, denn sobald man sich über eine der darin befindlichen geschichten unterhielt, konnte jeder mitreden. natürlich hatte auch ich ein solches exemplar. es war recht dick, hatte einen schwarzen schutzumschlag mit einem großen roten fragezeichen darauf, und wenn man den schutzumschlag verlor war der einband rot mit schwarzer schrift. in diesem buch konnte man von seltsamen und übernatürlichen ereignissen lesen, die angeblich alle wahr sein sollten.



wir waren fasziniert von diesen ereignissen, es gab ja auch kaum vergleichbares das uns ähnliche sensationen lieferte. das internet war noch nicht erfunden (nun, eigentlich schon, jedoch noch nicht im alltag präsent), im gegensatz zum us-fernsehen, das die dortigen kids mit sendungen wie "twilight zone" oder "tales from the crypt" aufwachsen ließ, gab es bei uns "am dam des" oder den zauberer bobby mit seinem strolchi. mit ein wenig glück bekam man vielleicht die angeblich verbotene fassung des videos "gesichter des todes" in die hände, aber das wars im grunde auch schon. "gesichter des todes" habe ich übrigens nie gesehen, da ich es nicht interessant fand menschen sterben zu sehen. rückblickend hört es sich sowieso wie ein witz an, wenn man daran denkt wie leicht man sich heute echte videos von echten toden übers internet ansehen kann.

uns war klar, dass diese geschichten vielleicht im kern den ansatz einer wahren begebenheit enthielten, dass sie aber so wie sie hier präsentiert wurden nicht ganz ernst genommen werden konnten. aber wir wollten glauben. wir wollten fasziniert sein. wir wollten uns fürchten und schaudern. dieses buch gab uns all das. und dann entdeckten wir stephen king....

heutzutage ist diese faszination nicht mehr reproduzierbar, denn, ich deutete es bereits an, sämtliche derartige sensationen - und teilweise viel schlimmere und wahrere - sind inzwischen jederzeit im internet und viel zu oft im tv zu finden. das unschuldige entdecken und fasziniert sein dauert inzwischen nur mehr ein paar minuten, da jegliche neugier sofort befriedigt werden kann, wenn man nur möchte.

wenn man heutzutage unglaubliche geschichten hört, dann bemüht man onkel google, sieht sich auf youtube und wikipedia um und bekommt mehr information und material als man eigentlich wollte. da die faszination eines mysteriums jedoch im nicht-wirklich-genau-wissen besteht, werden diese immer weniger. einerseits ist das gut, weil man sich nicht mehr ganz so leicht an der nase herumführen lässt, andererseits entgeht einem dann wieder der rausch des fantastischen, bzw. die phase des fasziniert seins.