gestern nacht, oder, um genau zu sein, heute früh, ist mir etwas passiert, das mir seit gefühlten hundert jahren nicht mehr passiert ist. ich habe mich verfahren, verfranzt, verirrt. und zwar dermaßen gründlich, dass ich tatsächlich eine zeit lang nicht mehr wusste, wo ich nun eigentlich gerade bin. das kommt bei mir tatsächlich normalerweise nicht vor. ich habe, ohne damit jetzt angeben zu wollen, einen außergewöhnlich guten, man kann schon beinahe sagen "präzisen" orientierungssinn. sogar in gegenden in denen ich vorher noch nie war finde ich meinen weg, bzw. mein ziel mit sprichwörtlich traumwandlerischer sicherheit und wo ich einmal gewesen bin, finde ich auch nach jahren wieder dorthin zurück. das war bereits schon in jungen jahren so, noch vor internet, google maps und smartphones. ich nutzte dieses talent sogar beruflich als ich noch kurierfahrer, bzw. paketzusteller war. keine adresse war zu abstrus dass sie nicht von mir gefunden werden konnte. nun gut, in meiner ca. 7 jährigen karriere als paketschubser gab es genau zwei adressen die ich nicht ausmachen konnte, wenn man aber bedenkt, dass ich zwischen münchen, zell am see, bozen und dem bodensee adressen finden musste, finde ich das herausragend. tja, und nun ist es mir tatsächlich doch wieder mal passiert - und das schlimmste: es passierte in meiner heimat!
vermutlich führten drei dinge zu meiner temporären orientierungslosigkeit:
1) die unfassbar schlechte beschilderung einer umleitung. das fatale daran war, dass die umleitung nicht einfach nur eine umleitung war, es war vielmehr ungefähr so, als wolle man von berlin nach hamburg, würde aber nach leipzig umgeleitet werden, um dann auf halber strecke wieder umzudrehen um auf der gegenfahrbahn in die richtige richtung weiter zu fahren. doch die beschilderung um abzufahren entdeckt man erst, wenn man schon an der ausfahrt vorbei ist. man versucht also an der nächsten ausfahrt abzufahren, um dann zu entdecken, dass man hier nicht auf die gegenfahrbahn auffahren kann.
2) dass es finsterste nacht war, war dem ganzen natürlich nicht sehr förderlich. also, es war förderlich für meine verirrung, aber nicht um den richtigen weg zurück zu finden. so fand ich mich zunächst einmal an einer mautstelle, zahlte sinnloses lehrgeld, und fuhr dann einige minuten später irgendwo in unbekannten gefilden auf einem berg herum. ich sah dörfer, die ich bisher nur vom hörensagen kannte und deren standort mir nur vage bekannt war.
3) ich war noch nie in dieser gegend. ich bin zwar oft genug daran vorbei und drumherum gefahren, war aber noch nie dort oben in den dörfern auf dem berg. ich konnte mich nur an wegweisern orientieren und hoffen so wieder in halbwegs bekannte gegenden zu gelangen.
schlussendlich fand ich dann doch den weg zurück, bzw. nicht dort hin zurück von wo ich gekommen war, sondern zurück auf die autobahn die mich nach hause bringen würde. bitter war jedoch zu bemerken, dass wenn ich anstatt auf die autobahn zu fahren einfach noch ein stückchen durch die stadt gefahren wäre und einfach die nächste auffahrt genommen hätte, mir das alles ersparen hätte können. so bin ich ein halbe stunde sinnlos durch die gegend getaumelt.
irgendwie hat mich das ganze dann doch ein wenig erschreckt. wie kann es sein, dass ausgerechnet ICH mich dermaßen verfahre? werde ich alt? fahre ich zu wenig oft durch die gegend? verblöde ich?
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