es gab einmal eine zeit, da achtete ich sehr penibel auf mülltrennung. inzwischen mache ich das nicht mehr. also, ich trenne natürlich nach wie vor müll, aber nicht mehr so penibel und auch nicht immer und überall. ich habe in meinem zimmer einen kleinen papierkorb stehen, dort wandert alles hinein was eben so anfält, sei es restmüll, ein paar seiten altpapier oder briefumschläge, aluminiumdosen oder kunststoffverpackungen. sogar nasse teebeutel finden ihren weg dort hinein. das selbe praktiziere ich auch in meinem job im büro.
warum sich meine einstellung dermaßen geändert hat? nun, ganz so schlimm ist es nicht, wenn größere mengen anfallen trenne ich nach wie vor. ich bin es jedoch erstens leid wegen jedem schnipsel von einem mülleimer zum nächsten zu rennen, zweitens haben es mir meine mitmenschen ziemlich verleidet.
wie das?
ich sehe tagtäglich wie es allen um mich herum wirklich scheißegal ist, ich muss nur den müllcontainer unserer siedlung öffnen und sehe dort gebündelte zeitungen, säcke voller kunststoffverpackungen, metalldosen und andere dinge, obwohl die entsprechenden sammelcontainer gleich um die ecke wären. ICH zahle also höhere müllgebühren, weil neun von zehn mitbewohnern zu blöd oder zu faul sind richtig müll zu trennen, obwohl ich schön brav meinen scheiss auseinanderklabustiere. wenn ich also per sippenhaftung für etwas bestraft werde das ich nicht getan habe, und auch nichts dagegen tun kann, dann darf sich auch niemand wundern, wenn ich ich mich irgendwann genau so benehme wie all die anderen.
ich sehe wie wir in der firma kartonage und papier voneinander getrennt sammeln und der putztrupp dann alles wieder zusammen in einen container schmeisst. das selbe passiert auch bei mir zuhause. meine mutter wird es ihr leben lang nicht mehr lernen karton von pappendeckel zu unterschieden. so landet eben karton und papier im selben sack. auch schon egal, denn speiseölreste entsorgt sie auch durch den abflusskanal oder die toilette, obwohl es dafür ein sammelsystem gäbe.
seit ich mit einem sammelwagen der altkleidersammlung mitgefahren bin habe ich nicht einmal mehr lust auf altkleiderrecycling, denn ich habe gelernt, dass über 90% der gesammelten ware nach italien verfrachtet wird, dort wird dann alles geschreddert, in feinste fasern zerlegt und weiß der teufel was aus den guten stücken, die man zuhause mühselig zusammensortiert hat hergestellt, vermutlich dämmatten oder ähnliches. da mache ich mir doch lieber putzfetzen aus meinem ehemaligen sonntagshemd - die dann auch wiederum irgendwann im restmüll landen.
ja, ich bin ziemlich "angefressen", wie man bei uns so schön sagt, was das thema angeht. ich habe wirklich keine lust mehr, obwohl ich mich nach wie vor nicht dazu überwinden kann "einfach drauf zu scheißen", dazu ist das schlechte gewissen dann doch zu groß. also sammle ich weiter zumindest die größten brocken und sehe den nachbarn dabei zu wie sie 50% des restmüllcontainers mit wiederverwertbaren materialien befüllen. so ist es nun mal und ich kann es nicht ändern. und da ich die anderen nicht ändern kann, ändere eben ich mich. das bringt zwar der umwelt nichts, aber meine nerven werden dadurch mehr geschont.
davon abgesehen wäre es sowieso besser zuallererst einmal müll zu vermeiden, aber auch das wird einem immer schwerer gemacht in zeiten in denen einem geschälte bananen in folierten styroportassen und spiegeleier für die mikrowelle angeboten werden.
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