Freitag, 31. Januar 2014

VON DINGEN DIE VERSCHWANDEN, DINGEN DIE ES NOCH IMMER GIBT UND DINGEN DIE ES IMMER GEBEN WIRD

ich schrieb ja gestern und vorgestern vom verschwinden der "echten" bilder, also analoge fotografien auf fotopapier. vor längerem schrieb ich auch vom verschwinden der musikkassetten - wobei mir in diesem zusammenhang auch das wegfallen des walkmans einfällt, auch wenn er durch mp3 player, bzw. integriertem player am handy ersetzt wurde.

all dies brachte mich zum nachdenken was denn noch so alles heimlich aus unserem leben verschwand, ohne dass wir es wirklich mitbekommen haben, was es nach wie vor noch gibt, obwohl es eigentlich anders sein sollte, und was es wohl imemr geben wird.

als allererstes fallen mir hier die telefonzellen ein. früher gab es an jeder zweiten ecke eine telefonzelle. durch die verbreitung des handys sind diese inzwischen natürlich unnötig geworden. obwohl sie nicht mehr gebraucht werden, ist es doch ein wenig schade. wenn man von heftigem unwetter überrascht wurde, war eine telefonzelle schon mal recht praktisch. ausserdem frage ich mich, wo sich superman nun heutzutage umzieht. und manchmal war es ganz gut die münzrückgabe der telefonzellen abzuklappern, denn man fand ganz sicher bald in irgendeiner ein bisschen kleingeld.

einmal baute ich eine telefonzelle in eine schnitzeljagd, die ich für einen freund zum geburtstag organisierte, ein. genauer gesagt, baute ich eines der dort befindlichen telefonbücher ein. ein hinweis lautete nämlich "telefonzelle da und dort, seite sowieso, zeile elfdrölfzig" und dann war dort die nächste adresse eingekringelt.

festnetztelefone sind ebenso am verschwinden. nur noch in firmen gibt es festnetz, privat hat kaum noch jemand ein festnetztelefon. wozu auch? handytarife sind in der regel billiger und gefaxt wird auch so gut wie nicht mehr im zeitalter der scanner und mails.

aufgrund jüngster entwicklungen sind nun auch die glühbirnen am aussterben. sie sehen zwar noch fast so aus wie die herkömmlichen glühbirnen, doch die technik ist inzwischen eine andere. ist eigentlich irgendjemandem aufgefallen, dass man nun die heizung höher drehen muss, seit man nur mehr flachbildschirme und energiesparbirnen benutzt? so ein röhrenbildschirm, egal ob tv oder für den pc, entwickelte eine nicht unbeträchtliche hitze - und diese fällt nun weg. ebenso die abwärme der glühbirnen. falls es euch nicht aufgefallen ist, MIR fällt es sehr wohl auf!

was sich jedoch nicht verändert hat, und offenbar kaum zum verschwinden zu bringen ist, ist zum beispiel die armbanduhr. benötigt wird sie im grunde nicht mehr, denn wo wir gehen und stehen, werden wir mit uhrzeitinformationen überhäuft. ich sitze hier an meinem computer und habe gleich 7 mal die uhrzeit im blickfeld. tatsache! 1) in der taskleiste des pcs, 2) habe ich auch noch eine uhr in der sidebar am bildschirm, 3) zeigt auch mein handy die uhrzeit an, 4) ebenso das tablet, 5) sehe ich am display meiner mikroanlage, die ich als verstärker für den sound meines pcs verwende die uhrzeit, 6) habe ich hier einen bilderrahmen stehen, der gleichzeitig platz für stifte auf der rückseite und ein kleines display mit der uhrzeit bietet, und 7) trage ich natürlich eine armbanduhr.

vermutlich werden armbanduhren nie verschwinden, weil man sie als schmuckstück ansieht. ich kenne einige leute, die mehr als eine armbanduhr besitzen, obwohl man ja nie mehr als eine auf einmal trägt (ausser man ist ein wenig exzentrisch) und das wechseln eigentlich auch nicht nötig ist (ganz im gegensatz zur unterwäsche). aber manche haben eben einen sammeltick und andere finden es einfach schick, wenn sie die uhr passend zum outfit wählen können - und hier spreche ich nicht nur von frauen.

ich persönlich liebe zwar das accessoire armbanduhr, verfüge jedoch nur über ein einziges exemplar - und das bereits seit über 10 jahren. nach jahren des exzessiven armabanduhrwastings, in denen ich mir nahezu jährlich eine neue wegwerfuhr zulegte, und das waren nicht immer nur jene der marke swatch, mit kleinen ausreissern hin zu etwas hochwertigeren uhren, die allesamt scheiterten, so legte ich mir zum beispiel einmal eine uhr zu, die damit beworben wurde, dass sie für expeditionen in regenwaldgebiete konzipiert worden wäre, doch nach nicht einmal einem jahr hatte sich bereits das uhrband aufgelöst, so dass ich es durch ein metallenes ersetzte, nach 2 jahren beschlug die uhr plötzlich von innen und gab bald darauf den geist auf - und ich hielt mich zeit meines lebens nie im regenwald auf (!), nach all diesen jahren des exzessiven armbanduhrenverbrauches also, legte ich mir dann endlich eine uhr zu, die ein wenig mehr kostete. natürlich mit metallenem uhrband. sie ist ganz schlicht und klassisch gehalten, zeigt einfach nur die uhrzeit und das datum an, silbrig-matt und aus titan, also extrem leicht. und ich bin nach wie vor ganz verliebt in diesen meinen chronometer. (habt ihrs bemerkt? nicht nur, dass die überschrift zu diesem blogeintrag die längste bisher ist, in diesem absatz versteckt sich auch der längste aller schachtelsätze meiner bisherigen bloglaufbahn!)

was sich ebenfalls schon seit jahrzehnten nicht wirklich geändert hat, jedoch dringendst überarbeitet werden müsste, sind scheibenwischer. nach wie vor bewegen sich ein oder 2 arme, manchmal sogar mehr, wenn es sich um größere kfz wie lkw oder busse handelt, über die windschutzscheibe, und schrubben mit einem stück gummi das wasser ab. natürlich wurde immer wieder versucht die effektivitiät dieser gummidinger zu steigern, aber die funktionsweise ist heute nach wie vor die selbe wie vor 100 jahren. dass die gummis irgendwann anfangen zu schmieren, liegt in der natur der sache, davon will ich gar nicht mal reden, also, äh, schreiben. ich finde jedoch folgendes seltsam: wenn einem ausserhalb des autos alle paar sekunden etwas vor den augen herumwedeln würde, dann würden wir doch wohl alle dabei irre werden, oder? im auto nehmen wir es jedoch hin, weil wir es nicht anders gewohnt sind. es gibt tage, da fahre ich auch bei regen lieber ohne scheibenwischer, weil ich im grunde ohne die wischerei besser sehe, als mit dem herumgefuchtle direkt vor meinem gesicht. das funktioniert natürlich nur bei leichtem niederschlag, wenn es schüttet, muss ich mir dann doch wieder vor der nase herumfuchteln lassen.


und noch etwas fällt mir ein, da wir gerade beim thema auto sind: das reserverad. natürlich ist man froh, wenn man eines dabei hat, wenn man eines benötigt, doch eigentlich ist es totaler schwachsinn immer und überall dieses teil mit sich herumzuschleppen. das ding wiegt ja auch ein bisschen was! auch wenn es nur ein notrad ist. man könnte sich zwar auch mit einem dichtspray behelfen, doch ist das leider nicht immer praktikabel. wenn es mir nämlich den reifen zerlegt, nützt auch die größte spraydose nichts mehr.

entgegen aller unkenrufe gibt es jedoch zum glück immer noch die gute alte schallplatte. und natürlich nach wie vor auch plattenspieler, auch wenn einer der besten laufwerkshersteller linn keine mehr herstellt...

wie es um die zukunft der bücher, anbetrachts der entwicklungen im e-book sektor bestellt ist, wage ich nicht zu prophezeien. naja, doch. ich behaupte, dass es immer bücher aus papier geben wird. basta!


Donnerstag, 30. Januar 2014

TAKE A MILLION PICTURES - AGAIN

kurzer nachtrag zum gestrigen blog (und somit hätte ich mir wieder ganz billig ein thema für heute zusammengeschwindelt *hrhr*):

in einem kommentar wies mich eine leserin darauf hin, dass es ja auch diese fotobücher gäbe. man sucht sich die besten bilder aus, dazu ein passendes motivthema, entscheidet welches bild an welche stelle im buch hinkommen soll und lässt dann dieses fotobuch drucken. ja, ich gebe zu, darauf hatte ich völlig vergessen. so ein buch ersetzt zumindest das althergebrachte fotoalbum, doch es ersetzt keine richtigen fotografien. da können die seiten noch so hochglanzbedruckt werden, druck ist druck, foto ist foto. basta.


als es noch richtige fotografien gab, schickte man z.b. immer wieder mal bilder des nachwuchses oder auch von sich selbst zu großeltern und anderen verwandten, denn die meisten hatten eine familiengalerie im wohnzimmer hängen oder stehen. seit es keine richtigen fotografien mehr gibt wird das naturgemäß immer weniger.

während die digitalisierung immer mehr um sich griff, begannen die fotolabors damit die analog aufgenommenen bilder zu digitalisieren und per cd den entwickelten aufnahmen beizulegen. heutzutzage funktioniert das genau anders herum. der kunde kommt mit der speicherkarte, dem usb stick, einer cd, und lässt daraus fotos entwickeln.

wie man es dreht und wendet, uns ging etwas verloren.


Mittwoch, 29. Januar 2014

TAKE A MILLION PICTURES

als es noch keine digitalkameras gab, waren bilder noch wertvoll. zumindest wertvoller als heutzutage. man musste einen fotoapparat kaufen, dann brauchte man den film dazu, meistens hatten auf einer rolle 24 oder 36 bilder platz und schwarzweiss war seltsamerweise teurer als farbe. wenn ein film voll war, brachte man ihn entweder in ein fotogeschäft, oder ließ ihn über den supermarkt entwickeln. dazu kam dann noch die entscheidung über die größe des bildformats und ob die bilder matt oder glänzend sein sollten. nach der entwicklung, dem abholen und bezahlen (in meiner erinnerung kostete die entwicklung einer rolle film irgendwas rund um die 100 schillinge, also ca. 7 euro) sortierte man die bilder und klebte sie in ein album. manchmal wurden die bilder auch einfach nur direkt im umschlag des fotolabors, oder in einer schachtel aufbewahrt.

um also 24 bilder zu bekommen, musste man erst mal eine gehörige anfangsinvestition tätigen, und die ressourcen waren auch nicht unbegrenzt. nach maximal 36 bildern war erst mal schluss, weitere bilder kosteten wieder geld, also überlegte man sich jedes bild ziemlich genau. man suchte das richtige motiv und versuchte nicht zu verwackeln. wenn man eine billige kamera hatte, musste man auch noch blitzwürfel kaufen, damit konnte man 4 bilder im dunkeln machen, dann war der würfel ausgebrannt und man brauchte einen neuen. gehobenere kameras hatten den blitz eingebaut und ganz teure benötigten wieder einen teuren blitz, beide varianten brauchten wiederum batterien, die immer viel zu schnell leer waren.

solcherart produzierte fotografieren hielt man in ehren, man spendierte ihnen die bereits weiter oben erwähnten fotoalben, ausser man war ein diafan. für dias brauchte man wiederum einen diaprojektor, mal abgesehen vom speziellen diafilm, der noch teurer war als herkömmlicher film. und so gab es entweder abende an denen man sich gemeinsam fotoalben ansah, oder im dunkeln dias an der wand bewundern konnte.


und heute?

heutzutage hat nahezu jedes handy, bzw. smartphone eine kamera eingebaut. die menge der aufzunehmenden bilder wird nur durch die speichermenge begrenzt, doch wenn man die bilder regelmäßig auf den eigenen computer überspielt, dann ist auch dieser platz nahezu nicht vollzukriegen - noch mehr, wenn bilder in der cloud gespeichert werden. ja, oft genug werden bilder direkt auf facebook, googleplus, instagram oder was weiss ich wo man sonst noch überall seine bilder deponieren kann hochgeladen, ohne zwischenstation, ohne irgendwo gespeichert zu werden, ausser eben auf dieser webseite.

und die qualität dieser per handy aufgenommenen bilder ist auch noch um ein vielfaches besser, als jene der mittelmäßigen kameras aus analogen tagen! 

ein bild kostet heutzutage also nichts mehr. deshalb nimmt man sich nicht zurück und fotografiert alles und jeden, bis hin zum mittagessen, das man dann mittels facebook und twitter mit der welt teilt. und so fallen auch die abende flach an denen man früher gemeinsam fotoalben oder dias ansah, denn es wird einfach das album im internet geteilt und schon können sich alle bekannten und verwandten ansehen wie toll der urlaub war. im besten fall sogar noch während man sich immer noch im urlaub befindet, man muss das zeug ja nur zwischendrin mal hochladen.

doch was wird davon bleiben? wo sind die heute aufgenommenen bilder in 10 jahren? in 20, 50 oder 100 jahren? theoretisch sind digitale bilder zwar unzerstörbar, man kann sie also in 100 oder noch mehr jahren immer noch in der selben qualität ansehen wie am tag der aufnahme, doch was wenn das speichermedium verloren oder kaputt geht? was wenn man den zugang zu den im web ausgelagerten dateien verliert? wie kommt mein kind in 50 jahren an meine bilder? werden die dateiformate in 50 jahren überhaupt noch üblich, bzw. lesbar sein?

ja, natürlich könnte man sich die bilder ausdrucken, auf sündteurem fotopapier mit einem entsprechenden drucker, doch wer macht das schon? machst du, lieber leser, das denn? man könnte aber auch mit der speicherkarte oder dem usb stick ins fotolabor gehen und sich die bilder entwickeln lassen, doch auch dort wären es nur ausdrucke. wirkliche analoge bilder, auf einem papier, das auf licht und chemikalien reagiert, gibt es fast nicht mehr.

ein wenig erinnert mich das an die musikkassetten. all das was diese alten medien so liebenswert machte, nämliche ihre fehler und unzulänglichkeiten, wurden mit dem digitalen zeitalter ausgemerzt - doch zu welchem preis?

ich will nicht rumjammern, nicht falsch verstehen, ich weiss die vorzüge des digitalen bildes durchaus zu schätzen, dennoch trauere ich auch den diaabenden und den fotoalben nach.

ich stehe im supermarkt vor einem riesigen regal mit perfekten und extrem wohlschmeckenden marmeladen, gelees und konfitüren, doch urgroßmutters apfelgelee werde ich dort niemals finden.

Dienstag, 28. Januar 2014

KEIN BLOGEINTRAG

heute schreibe ich keinen blogeintrag!

also, ich schreibe jetzt ja im grunde doch einen, denn ich schreibe darüber warum ich heute keinen blog schreibe, aber so kann man das ja dann nicht wirklich gelten lassen. ich schreibe also - und habe doch nicht geschrieben. oder so.

also, warum schreibe ich nicht, obwohl ich mir ja vorgenommen, und auch groß angekündigt hatte jeden tag einen blogeintrag zu schreiben? na ganz einfach: ich habe keine lust, hatte bis jetzt zu wenig zeit und thema habe ich heute auch keines.


hm... nein... so ganz stimmt das ja nicht,. lust zu schreiben hätte ich sehr wohl, aber ich hatte heute nun mal keine zeit.

nein, das stimmt eigentlich auch nicht. ich habe heute den ganzen tag über einfach irgendwie immer was anderes gemacht und bis gerade eben völlig darauf vergessen.

nein, auch das stimmt nicht wirklich. im grunde hatte ich einfach kein passendes thema.

nun gut, ich gebs zu, ich hätte sogar mehrere themen, aber ich wusste bei keinem einzigen so richtig wie ich es angehen sollte. und halbgare sachen möchte ich auch nicht anfangen - obwohl genau das meistens am besten funktioniert. ich nehme ein thema und kaue so lange drauf rum, bis ich was halbwegs anständiges ausspucken kann.

ich hatte also lust und zeit und sogar mehrere themen, aber es wollte mir nicht aus dem kopf in die tastatur fließen, also dachte ich mir, dass ich ruhig einmal zwischendurch pause machen könnte. kurz gesagt, ich wollte mir heute einfach nicht mit aller gewalt ein thema aus den fingern quetschen. und siehe da: nun habe ich doch genau das gemacht!

komisch, aber so steht es geschrieben....


Montag, 27. Januar 2014

SCHRÄGE REZEPTE - AUSGSCHÖPPTE

ich möchte hiermit einen aufruf starten: ich suche die seltsamsten, schrägsten und aussergewöhnlichsten gerichte und rezepte, die im besten fall auch noch genial schmecken UND die ihr auch selbst schon ausprobiert habt, oder sogar immer wieder kocht (oder kochen lässt).

ich selbst fange mit einem rezept meiner mutter, bzw. ihrer großmutter an. das ganze nennt sich ausgschöppte (weil hier kartoffelnockerl ausgeschöpft werden) und zählt zu meinen lieblingsgerichten.
  • man stelle sich vor, man würde kartoffelpürree machen, also kartoffeln kochen und dann zerstampfen, nur nimmt man dazu möglichst speckige kartoffeln, gibt nur sehr wenig milch dazu, ein wenig butter und eine prise salz. je nach konsitenz der masse kann man auch noch ein bisschen mehl dazunehmen, denn die masse muss stichfest sein.
  • aus dieser masse formt man dann, am besten mit 2 suppenlöffeln, nockerl, so wie wenn man grießnockerl machen würde.
  • dazu gibt es dann - und das ist hier der schrägheitsfaktor -. warmes kompott. am allerbesten passen dörrpflaumen, es funktioniert aber auch alles andere, wie zb. pfirschichspalten, kirschen oder welche kompottart man auch immer bevorzugt. nur ananas sind nicht ganz so passend. und wie gesagt, das kompott sollte warm sein, es geht aber auch wenn man es kalt lässt.
  • die krönung des ganzen sind dann die croutons. für meine kochdummies: das sind angebratene weißbrotwürfel. zu kaufen gibt es diese als "knödelbrot" (weil man damit normalerweise semmelknödel herstellt). man brät diese bei mittlerer flamme mit ein wenig butter in einer pfanne gold- bis dunkelbraun an - und fertig.
  • nockerl und kompott zusammen im teller servieren, die croutons dann darüberstreuen. und nicht damit sparen, die sind genial!
 
für dieses gericht benötigt man also folgendes:
  • so viele erdäpfel (kartoffeln) pro person, wie man auch für pellkartoffeln benötigen würde
  • ein klacks butter
  • ein schuss milch
  • eine prise salz
  • vielleicht ein löffelchen mehl
  • irgendein kompott
  • knödelbrot
  • und noch ein klacks butter um aus dem knödelbrot croutons werden zu lassen
ich könnte mich an dem zeug dumm und dämlich essen!

wer also auch irgendwie seltsame gerichte hat, bitte gerne kontaktieren.

viel glück, guten apetit und "pfandl hoaß"


Sonntag, 26. Januar 2014

SCHNEE/MÄNNER

nun gab es heute doch endlich schneefall - und es sieht so aus, als ob es auch tatsächlich liegen bleiben würde.

warum ist mir das einen blogeintrag wert? weil es in diesem winter das erste mal ist, dass es "richtig" schneit, also mehr als nur ein paar verirrte flocken, die sich fast noch vor dem aufschlagen in dampf verflüchtigen, bzw. genug um auch länger als 3 minuten liegen zu bleiben.

nochmal: warum ist mir das einen blogeintrag wert? na, weil wir bereits ende jänner (januar für die germanistischen leser) haben! hallo? wenigstens ein mal sollte es im laufe eines winters schneien und dieser schnee auch ein weilchen liegen bleiben, sonst ist es kein winter, sondern einfach nur "die kalte jahreszeit".

zusammen mit dem schnee kommen nämlich viele schöne dinge. man sieht fußspuren von menschen und tieren, reifenspuren und ähnliches, und kann somit vergangenes noch einmal nachvollziehen. schnee ist ein wenig wie wasser dem man gedankenverloren zusieht, nur ein wenig statischer. jaja, ich weiss, dass schnee gefrorenes wasser ist, hier geht es aber nicht um physikalische betrachtungen, sondern um einen anfall von ... nennen wir es "philosophische betrachtungen", ok?

weitere schöne dinge die mit dem schnee zu uns kommen sind kinder, denen man beim rodeln, oder auf sonstige art und weise den hang hinabrutschend beobachten kann. wer mehr geld und geduld hat, kann sie auch beim skifahren beobachten. und wer noch mehr geld, geduld und vor allem zeit hat, der geht selbst rodeln und skifahren. ich selbst war schon ewig nicht mehr rodeln und noch viel ewigerer nicht mehr skifahren. mir fehlt einfach die dazugehörige ausrüstung, bzw. die finanziellen mittel um mich dementsprechend auszurüsten. und mir, zumindest zum skifahren, die tickets zu leisten. einerseits bedaure ich es, andererseits war ich im leben wirklich schon sehr oft skifahren, das müsste für den rest des lebens genügen.

da setze ich mich doch viel lieber irgendwo ins warme, trinke kaffee oder tee, esse ein oder 2 stück kuchen, oder worauf auch immer gerade lust habe, und beobachte weiterhin die hänge hinabrutschende menschheit. zugegebenermaßen habe ich auchd as schon lange nicht mehr getan, aber dieses vorhaben ist viel leichter umzusetzen, als selbst herumzurutschen.

natürlich muss ich auch das klischee der schneemann bauenden kinderleins bemühen, denn die gibt es nach wie vor. und ich freue mich immer wieder, wenn ich das beobachten darf. und während ich dies schreibe frage ich mich, wie lange die menschheit eigentlich schon schneemänner baut. gab es die irgendwie immer schon, oder ist das schneemann bauen noch gar nicht so lange in unserer kultur verankert? man wird sich relativ schwer tun prähistorische schneemänner auszugraben... also bemühe ich genau JETZT das internet und finde folgendes heraus: 
  • Im Mittelalter war eine Figur dieses Namens noch völlig unbekannt. Die ältesten literarischen Nachweise für Schneeskulpturen gibt es aus dem 16. Jahrhundert, etwa bei Shakespeare. Populär wurde der Schneemann erst im 18. Jahrhundert. Im Jahr 1770 taucht er in einem Leipziger Kinderliederbuch zum ersten Mal als Begriff auf. Alte bildliche Darstellungen zeigen ihn als personifizierten Winter in recht bedrohlicher Gestalt in Übergröße, mit grimmiger Miene und drohend erhobenem Besen, so ein Kupferstich von Daniel Chodowiecki.

    Im 19. Jahrhundert veränderte sich allmählich die Einstellung zum Winter, der nicht mehr nur hart und entbehrungsreich erschien. So gehörten zu bildlichen Winterdarstellungen nun vermehrt Schlittenfahren, Schlittschuhlaufen und eben auch Schneemänner, die im Biedermeier zu einem beliebten Kinderbuch-Motiv wurden. Die Gestalt wurde kugeliger, das Aussehen wesentlich freundlicher. Um 1900 erscheinen Schneemänner auch als Figuren für den Weihnachtsbaum.

    Das Bild eines freundlichen Wintersymbols wird Ende des 19. Jahrhunderts sehr stark auch durch die wachsende Beliebtheit der Postkarte geprägt. Postkartenverlage entdecken den Schneemann als Motiv für Weihnachts- und Neujahrsgrüße. Etwa zeitgleich setzt auch die Werbeindustrie den Schneemann verstärkt für ihre Zwecke ein. (quelle: wikipedia)
ich vermute also, dass die menschheit bis zum mittelalter einfach andere sorgen hatte, als ausgerechnet schneemänner zu bauen. tja, wieder was gelernt....


natürlich kommen mit dem schnee aus unangenehme dinge. das fängt bei niedrigen temperaturen und dem eingemümmelt sein an und endet nicht selten bei durchnässten und klammen füßen und händen, bzw. socken und handschuhen. wer in der unglücklichen lage ist schneeschaufeln zu müssen, wird vermutlich jede einzelne flocke die von oben herabtaumelt verfluchen. hausfrauen (oder wer auch immer für saubere wohnungen verantwortlich ist - tut mir leid, es sind nun mal immer noch meistens hausfrauen) verfluchen den dreck, den der mit den schuhen hereingetragene dreck verursacht. und autofahrer schimpfen über andere autofahrer, die so tun, als könnten sie auf einmal nicht mehr richtig autofahren, über zugeschneite strassen, über autofahrer mit sommerreifen, über schneeräumfahrzeuge die an jeder zweiten ecke und auf längeren strecken aufhalten und überhaupt wird auf so ziemlich alles geschimpft was das ungehinderte vorankommen vereitelt. und ganz ehrlich, da nehme ich mich selbst nicht aus.

aber trotzdem: ich freu mich, dass es endlich geschneit hat!

Samstag, 25. Januar 2014

BUCHAUSZUG - KAPITEL 6 - DAS LEBEN IST SCHÖN

6


No need to run and hide
It's a wonderful wonderful life
No need to laugh and cry
It's a wonderful wonderful life
~ Black, “Wonderful Life” ~



Es war zwar nicht unbedingt so, als ob Tom gerade ein orientalisches Puff betreten hätte, genau genommen hatte dies hier in keinster weise auch nur irgendeine Ähnlichkeit mit Toms Vorstellung von einem orientalischen Puff, dennoch war dies die erste Assoziation die sich ihm aufdrängte, als er das Büro des grinsenden Haifisches betrat. Tom wurde von allgegenwärtigen, äußerst aufdringlichen goldenen Verschnörkelungen direkt erschlagen, an den Wänden fanden sich gerade mal noch geschätzte zweieinhalb Quadratzentimeter Platz falls man auf die Idee kam noch zusätzlich etwas dazuzuhängen, zudem waren sämtliche Regale voll gestopft und alle horizontalen flachen Flächen, also Schreibtisch und Fußoden, waren mit diversen Papieren und Ordnern übersät. Weiters beanspruchte ein riesiger Fernseher mitsamt DVD-Player und dazu passendem Unterschränkchen ein Viertel des gesamtes Raumes für sich und an eine Wand gequetscht duckte sich eine verschreckte Sitzecke, bestehend aus den schon vom Vorraum bekannten schwarzen Kunstledercouchen und einem Glastisch, auf dem sich ebenfalls etliche Papiere und Ordner munter tummelten und durcheinander wieselten. Herr El Hammoud ließ sich in einen schwarzen Sessel fallen und bedeutete Tom mit einem geistesabwesenden Wedeln seiner rechten Hand ebenfalls Platz zu nehmen.
            „Nun, errzäll mirr wass überr dich!“ Tom holte tief Luft, denn er konnte es absolut nicht leiden wenn ihm jemand während eines Vorstellungsgespräches diese Frage stellte, obwohl diesem ja bereits die wichtigsten Daten bekannt sein mussten wenn die Bewerbungsunterlagen zumindest kurz überflogen worden waren. Dies interpretierte er als Desinteresse an seiner Person, bzw. an ihm als potentiellen zukünftigen Arbeitnehmer. Da trotzdem mit schöner Regelmäßigkeit diese Frage immer wieder gestellt wurde hatte er sich eine passende Strategie zurechtgelegt indem er einfach das Wichtigste und sowieso Offensichtliche aus seinem Lebenslauf wiederholte und mit ein paar kurzen aber sehr nebensächlichen Fakten, wie zum Beispiel das Alter seines Katers und seiner bevorzugten Zigarettenmarke würzte.
            „Inglisch?“ unterbrach ihn der orientalische Hobbit völlig respektlos mitten in Toms Ausführungen über sein Leben und den ganzen Rest. Diese Frage verwirrte ihn ein wenig, denn er wusste nicht ob ihm nun gerade eine Tasse Tee oder vielleicht ein Steak angeboten wurde, bis ihn sein Verstand dann doch wieder einholte und ihm klar wurde dass man sich soeben nach seinen Fremdsprachenkenntnissen erkundigt hatte.
            „Natürlich“ erwiderte Tom kurz und knackig.
            „Wie gutt bisst du, wie viele Perrcent glaubsst du kannsst du inglisch?“
            „Pfuh, ich schätze mal ca. 80 Prozent“ antwortete Tom. Ein rundliches, olivenhäutiges Gesicht schaute ihn mit hellbraunen Äuglein und beiden hochgezogenen Augenbrauen sehr erstaunt an.
            „So vieeeele? Wirrklich? Ich traue mich nur su sagen sechzisch Perrcent. Well, how can I be sure that you won’t leave me in one or two month?” Dies war nun wohl ein lächerlicher Versuch des kleinen Teppichhändlerverschnitts Tom aus dem Konzept bringen zu wollen, aber so leicht ließ Tom das nicht mit sich machen und er konterte in schönem Oxfordenglisch mit einem kleinen Diskurs darüber wie gerne er einen Job und eine Firma finden würde in der er bis zur Pension bleiben könnte, dass es nur leider niemals in seiner Macht lag dies zu realisieren und wie sehr er sich freuen würde wenn ihm dies nun hier in dieser Firma endlich gelänge.

            Nach ca. 45 Minuten, gespickt mit sehr vielen ähnlichen Fragen und etlichen Finten, überraschte der bereits leicht schwitzende Zwerghai den nun ebenfalls ins schwitzen gebrachten Tom mit einem wie nebenbei und lässig hingeworfenen „Wann kannsstt du anfangen?“ Mit dieser Frage wurde Tom nun doch aus dem Konzept geworfen.
            „Äääähhh…. Ich weiß nicht, also, da ich ja auf Arbeitssuche bin und sonst nicht großartig viel zu tun habe könnte ich prinzipiell sofort anfangen.“
            „Gutt, dann kommst du morrgen!“ schmetterte ihm dieser kleine durchtriebene  Mistkerl von zukünftigem Arbeitgeber den Ball wieder zurück.
            „Okay, wann soll ich da sein?“ Die Flucht nach vorne, fand Tom, ist nunmehr die einzig mögliche Vorgehensweise, außerdem brauchte er ja dringend den Job. Also sagte er zu am nächsten Morgen, einem Freitag, um acht Uhr als neuer Arbeitnehmer im Büro zu erscheinen und Habt Acht zu stehen, wie man in Tirol so schön zu ähnlichen Anlässen sagte.
            „Bissst du glügglisch?“ frug nun doch tatsächlich Toms frischgebackener Chef.
            „Nun ja, natürlich.“ Gab Tom zurück und versuchte sein Lächeln noch breiter wirken zu lassen als jenes das gerade von  Herrn El Hammoud vorgeführt wurde.

            „Das gehört jetzt aber anständig gefeiert“ dachte sich Tom als er sich bereits auf der Heimfahrt auf der Inntalautobahn befand und beschloss spontan in Da Haus, einer WG die sich gleich ein ganzes Haus gemietet hatte und deren Bewohner sich zur einen Hälfte aus zwei seiner besten Freunde, Herbert genannt Herbie und Stefan den alle Stiefel nannten und zur anderen Hälfte aus seinen beiden Brüdern, Johannes genannt Little Joe und Nick, Big Nik genannt, zusammensetzte, vorbeizuschauen. Diese Jungs waren ca. zehn bis zwölf Jahre jünger als Tom. Das ganze Haus, bzw. die sich darin befindlichen PCs waren alle miteinander vernetzt, da jeder der Bewohner auf die eine oder andere Art ein Computerfreak war, aber natürlich nicht mit professionell verlegten Leitungen, sondern mit quer über den Fußboden verlegten und an den Wänden entlang gespannten und mit Klebeband befestigten Kabeln. Ähnlich sah auch der Rest des Hauses aus. Nahezu jede Fläche die nicht regelmäßig benutzt wurde war verstaubt, in der Küche befanden sich permanent bereits seit Tagen irgendwelche ominösen Essensreste, die Möbel kamen vom Sperrmüll, beziehungsweise waren von Bekannten und Verwandten übernommene alte abgelegte Möbel, die ansonsten auf dem Sperrmüll gelandet wären, überall standen übervolle Aschenbecher oder zu Aschenbechern umfunktionierte sonstige Behältnisse wie Untertassen, leere Bier- und Getränkedosen oder auch mal ein Teller mit den bereits erwähnten Essensresten, welcher dann ganz pragmatisch zum Aschenbecher erhoben wurde herum. Das Haus stand jedem offen der guter Dinge war, nichts Böses im Sinn hatte und nichts dagegen hatte sich kindisch zu benehmen… oder Bier mitbrachte... oder weiblichen Geschlechts war. Kurzum, Tom fühlte sich dort sauwohl und verbrachte so oft es ging seine Zeit in seinem Jugendzimmer, wie er es bei sich und Manuela gegenüber gerne nannte. Da Tom nun definitiv nicht weiblich war und sich auf die Schnelle auch sicher keine adäquate weibliche Spontanbegleitung auftreiben lassen würde, schaute er noch kurz beim Supermarkt vorbei um zwei Sechsertragerl, eines mit Bier und zusätzlich eines mit Radler zu besorgen. Am Parkplatz stehend rief er noch kurz bei Manuela an um ihr erstens die frohe Botschaft der neuen Anstellung und zweitens den Entschluss dieses Ereignis in Da Haus gebührend zu feiern mitzuteilen und fuhr dann sehr gut gelaunt und an den Song „Our House“ von „Madness“ denkend wieder los, um das soeben gekaufte Bier seiner Bestimmung zukommen zu lassen. Vor Übermut ließ er sogar ein wenig beim Anfahren gutgelaunt die Reifen quietschen

            Es hatte sich so eingebürgert dass sich immer alle Besucher und auch die meisten der Mitbewohner in Herbies Zimmer zusammenfanden, obwohl dem Haus ein riesiges Wohnzimmer zur Verfügung stand. Keiner wusste warum das so war und wie es dazu kam. Vermutlich lag es daran dass Herbie immer Musik aus dem PC über eine ziemlich gute und gerne auch mal zu laut eingestellte Anlage laufen lies, dazu jedoch im Wohnzimmer keine Möglichkeit bestand, denn niemand hatte eine Stereoanlage übrig um sie der Hausgemeinschaft zu stiften, damit man auch mal im Wohnzimmer anständig Party feiern hätte können. Das Wohnzimmer war eigentlich nur für etwaige Film-Events reserviert, denn manchmal brachte Herbie von seinem Job als Trainer und Seminarleiter für diverse Computerprogramme übers Wochenende einen Beamer mit, welcher dann immer während ausufernden Filmabendmarathons, zusammen mit der von Herbie aus seinem Zimmer bereitgestellten Anlange, an seine Leistungsgrenzen und mit schöner Regelmäßigkeit auch an jene der teilnehmenden Zuschauer, geführt wurde.

Diesmal befanden sich zu Toms großer Überraschung außer Herbie noch zwei offensichtlich blutjunge und veritabel hübsche Girlies im dämmrigen und bereits hoffnungslos verrauchten Zimmer. Tom überraschte dies deshalb sehr, da es bisher noch nie vorgekommen war, dass sich junge Mädchen freiwillig in diese Männerwirtschaft, bzw. in dieses von Nerds verursachte Chaos begeben hätten. In Toms Kopf fing gerade „Hey, Little Girl“ von Icehouse“ zu spielen an. Noch mehr staunte Tom jedoch, als er bei näherer Betrachtung den Eindruck gewann, dass dies nicht nur einfache Girlies waren, sondern dass man diese Spezies eigentlich eher als Tussen bezeichnen musste, und diese waren so ganz und gar nicht Herbies Beuteschema. Genau genommen fielen Tussen in diesem Haus in niemandes Beuteschema. Da sie aber beide sehr kurze Röcke trugen, dazu tiefe Ausschnitte, ansonsten auch recht angenehm anzusehen waren, beide auch noch am Boden saßen, bzw. fast schon lagen und getreu dem altem Zickenmotto mit Reizen niemals geizen sich dort herumräkelten, was sowohl Herbie als auch Tom hoffen ließ noch tiefere Einblicke in das Wesen dieser beiden Geschöpfe zu bekommen, störte auch das tussenhafte Benehmen der beiden Mädels nicht weiter. Die beiden Erscheinungen stellten sich als Angela, bzw. Angie und Maria, bzw. Mary, 17 und 18 Jahre jung vor und kicherten dabei allerliebst, wie Tom fand. In seinem fortgeschrittenen Alter von nun doch bereits fast 40 Jahren und im Hinterkopf die bevorstehende physische Trennung von Manuela (mental hatte die Trennung ja bereits stattgefunden) machten ihn neuerdings sehr empfänglich für diese Art von weiblichen Reizen. Auch Herbie grinste bereits vielsagend.

            Nachdem Tom seine Bierchen verteilt hatte, Herbie einen alte Flasche irgendeines billigen hochprozentigen Gesöffs zur Verfügung stellte und beides bereits in vollen Zügen, vor allem von den beiden Augenweiden genossen worden war, beschloss Tom, sei es aus einer plötzlichen Erkenntnis heraus, aus einer aufblühenden Midlife-crisis oder einfach nur weil er bereits zu viel Alkohol intus hatte, sein Leben ein wenig aufregender zu gestalten und schlug vor dass es doch eine gute Idee wäre ein Gesellschaftsspiel zu spielen und dass man dies doch dadurch auch noch ein wenig interessanter machen könne wenn man als Verlierer ein Kleidungsstück ausziehen müsse. Er rechnete zwar nicht wirklich mit der Zustimmung der beiden Mädels, aber diese hatten wohl entweder ebenfalls gerade beschlossen ihr Leben, bzw. zumindest diesen Abend ein wenig aufregender zu gestalten, oder aber auch hier war schlicht und einfach nur der Alkohol am Werk. Tom und auch Herbie war es irgendwie total egal warum die Mädchen so freizügigerweise bereit waren bei dem Blödsinn mitzumachen, die Hauptsache war DASS sie es waren. Die Runde einigte sich nach kurzer Beratung auf das beliebte Spiel „ich packe meinen Koffer“. Die Zimmertür wurde vorsorglich geschlossen und versperrt und Herbie fing an:
            „Ich packe meinen Koffer und nehme mit….“ Er überlegte kurz „…meinen Laptop“ begann er das Spiel auf recht simple weise. Nun war Mary, die ältere der beiden, an der Reihe:
              „Ich packe meinen Koffer“ quieckste sie „und nehme mit meinen Laptop und…“ auch sie überlegte kurz „….und meinen pinkenen Lippenstift“ schloss sie.
            „Ich packe meinen Koffer“ begann nun Angie „und nehme mit….“ Das Mädchen musste jetzt bereits schon überlegen „… meinen… ääähhh… Laptop“ sie kicherte erleichtert „…meinen pinkenen Lippenstift“ so etwas konnte sie sich offensichtlich leicht merken „und meinen Bikini“ beendete sie ihre Runde. Nun war die Reihe an Tom.
            „Ich packe meinen Koffer und nehme mit, meinen Laptop, meinen pinken Lippenstift, meinen Bikini…“ allgemeines Gelächter brach an dieser Stelle aus, denn nun stellte sich jeder vor wie Tom tatsächlich einen Lippenstift und einen Bikini einpackte „und meine Desoxyribonukleinsäure!“ schloss Tom sein Kofferpackrunde.
            Nun genoss er das betretene Schweigen der beiden Mädchen, denen nun wohl dämmerte worauf sie sich gerade eingelassen hatten, lehnte sich zufrieden zurück, nahm einen Schluck von seinem Radler, zog an dem Joint den Herbie gebaut hatte und der gerade durch die Runde seine Kreise zog und reichte diesen wieder an seinen alten Kumpel zurück, gerade als jener seine Runde Koffer packen mit „…und ein Päckchen Tetrahydrocannabol“ beendete. Tom grinste sehr, sehr breit. Das Leben war schön!

Freitag, 24. Januar 2014

DIE AUTOS DER ANDEREN ODER DER FREMDBEWEGTE MANN

nach der ode auf meine eigenen autos habe ich lust bekommen mich auch an diverse fremdfahrzeuge zu erinnern. ohne anspruch auf vollständigkeit....

opel kadett c
das auto meiner mutter. froschgrün, mit heckantrieb. das war natürlich tödlich im tiroler winter, sod ass in den schneemonaten immer eine großes betonteil im kofferraum versenkt wurde um dem teil ein wenig mehr stabilität zu verleihen. auf diesem kfz habe ich fahren gelernt, jedoch ohne führerschein. ich bin auch immer wieder mal damit und mti freunden des nächstens ausgebüchst, ebenfalls ohne führerschein. mit führerschein habe ich das teil jedoch nie bewegt. irgendwie hätte ich den aber gerne wieder.

citroen xm
das auto meines vaters. diesen durfte ich dann nach erwerb des führerscheins bewegen. es war wie in einem raumschiff, riesig, viel platz innen und noch mehr nach aussen. natürlich trug das schweben auf der hydropneumatik zum raumschiffmäßigen schwebegefühl bei. es gab mehrere xm, doch einer blieb besonders durch seine seltsamen anwandlungen eifnach nicht mehr anzuspringen in erinnerung. ein mal geschah es während eines tete-a-tetes mitten in der nacht, im wald, im auto. der leser weiss schon was ich meine. freunde und der öamtc halfen dann weiter und rechtzeitig zum frühstück und zur abfahrt des vaters ins büro waren wir und das auto wieder dort wo wir hingehörten.

fiat ducato
firmenwagen, von berufs wegen. der allererste hatte nicht einmal radio verbereitet. laut, unbequem, aber schnell. naja, für damals zumindest schnell.


mercedes sprinter
ebenfalls firmenwagen. nicht ganz so laut, nicht ganz so unbequem, jedoch ebenso schnell, aber durch den heckantrieb recht abenteuerlich bei nässe im kreisverkehr wenn die ladefläche nicht voll war - und das war sie im grunde nie. beschissenste lautsprecher ever.

peugeot 104
immer noch firmenwagen. dieselvariante. wenn der auf touren war, ging er ab wie sau. 170 km/h waren kein großes problem, ausser es ging bergauf. saugeile lautsprecher mit mords sound und verblüffenden bässen. hat mir sehr gefallen.

ford escort kombi
auch immer noch firmenwagen. turbodieselvariante. und DER machte erst richtig spaß! aber holla!. mit dachfenster und einigem schnickschnack. irgendwann wurde aufgrund der kilometerleistung der motor gedrosselt, trotzdem war es nach wie vor angenehm mit ihm über die autobahn zu sausen.

fiat scudo
man ahnt es: immer noch firmenwagen. ein zum lieferwagen umkonzipierter minivan, dadurch viel platz, aber auch sehr schnell und wendig. das auto hatte die vorteile beider welten in sich vereint und gleichzeit kaum nachteile mitgenommen. ich genoss zuerst die tdi variante und später die jtd. den unterschied merkte man hauptsächlich im verbauch, aber auch am fehlen des turbosingens beim jtzd, bzw. am fehlenden turboloch. DEN hätte ich gerne privat!

nissan irgendwas minivan
ich habe vergessen wie der hieß, prima oder so. das ding war elektrisch schizophren und offenbar für winzige japaner gebaut. eines der wenigen autos meines lebens, in denen ich probleme hatte aufrecht zu sitzen - und das in einem großen minivan! man saß nämlich im grunde auf dem motor. geschenkt hätte ich ihn genommen.

ford focus kombi
ging durch turbodiesel ab wie die sau, war bequem und machte irrsinnig spaß. ich kann die allgemeine begeisterung über ford focus absolut nachvollziehen. dieses auto mochte ich wirklich sehr gerne. verstarb leider aufgrund eines defekts an der kraftstoffpumpe.

ford ka
diese knutschkugel machte innerhalb seiner natürlichen grenzen auch spaß. klein, wenig und veritabel spritzig, jedoch ohne kinkerlitzchen. nicht einmal ein zigarettenanzünder war serienmäßig dabei. dafür jedoch ein pannenpaket inklusive verbandkasten. na was wird man wohl öfter brauchen? sehtr gut fand ich die ablagemöglichkeiten.

mercedes irgendwas
das auto des chefs. ich durfte damit nach münchen gondeln und geschäftspartner abholen. irgendwie war es kein besonderes erlebnis, da war ich vom xm meines vaters mehr begeistert. wiewohl es mir kaum auffiel, als ich mit nahezu 200 km/h unterwegs war - was mir dann, als ich es bemerkte, einen gehörigen schrecken einjagte. aber im grunde war es nichts besonderes.

renault twingo
unfassbar wie viel platz dieses auto bietet! und in der fetzendachvariante macht das auch noch im sommer spaß! es ist kein rennwagen und keine luxuslimousine, aber ich würde damit um die welt fahren, wenn es sein müsste. man traut dem ding zu wenig zu und wird dann positiv überrascht.

wie gesagt, ohne anspruch auf vollständigkeit. vielleicht fallen mir irgendwann noch andere kfz ein, doch für heute lass ichs mal gut sein.

Donnerstag, 23. Januar 2014

ODE AN MEINE AUTOS ODER DER BEWEGTE MANN

talbot horizon
du warst mein erster! hässlich und verrostet und zu allem überfluss auch noch in meiner hassfarbe beige, gepaart mit karierten sitzbezügen, aber du hattest ein ökonometer und elektrische fensterheber, was in dieser zeit noch seltenheitswert hatte, darum liebte ich dich trotzdem. mit dir war ich bei meinen verwandten in deutschland, ebenso dort bei lieben freunden und mit dir unternahm ich zusammen mit der späteren mutter meines kindes die ersten motorisierten ausflüge ins umland. man durfte dich nie volltanken, denn du hattest ein leck im einfüllstutzen und später einen defekten stoßdämpfer. aber du hattest einen enormen heckspoiler auf dem man bequem ganze getränkekästen abstellen konnte und alle welt verwechselte dich mit dem mazda 323. schlussendlich musste ich dich am schrottplatz abstellen.

peugeot 305
DU hattest eine meiner lieblingsfarben, nämlich weinrot metallic. du sahst auch irgendwie böse aus mit diesen schrägen, zornigen augen, darum spendierte ich dir auch einen aufkleber mit falschen einschusslöchern in der windschutzscheibe und "mafia-dienstwagen" auf dem linken vorderen kotflügel. doch beim einbau meiner extra für dich gekauften lautsprecher hast du mich ziemlich geärgert, ebenso beim kauf neuer reifen, da du auf einer sehr seltenen und teuren reifendimension bestandest. und ausserdem ärgerte mich deine benzinpumpe. erst fiel sie imemr wieder aus, dann verkackte ich den einbau einer neuen und schlussendlich wird das auch der grund für deinen heissen abgang gewesen sein, der mir sogar einen kleinen artikel in der bezirkszeitung einbrachte: "kfz brennt in ortsmitte ab". auch du wurdest also schlussendlich am schrottplatz entsorgt.

mazda 121
du warst mein erster neuwagen. du hattest die billigste ausstattung und eine allerweltsfarbe, nämlich schlichtes und einfaches rot. nicht weil ich es mir ausgesucht hätte, sondern weil ich mein auto sofort haben wollte und du eben gerade anwesend warst. du hattest jedoch keine uhr im innenraum, was das einzige war was mich an dir nervte, ansonsten war ich sehr glücklich mit dir. ich mochte deine runde form - die im vergleich zu aktuellen kfz fast wieder eckig erscheint -  und deine kompaktheit, obwohl es alle lächerlich fanden, dass so ein großer kerl wie ich in so einem kleinen auto platz fand. doch nach nicht einmal 2 jahren tauschte ich dich wieder ein.

kia sephia
du warst mein zweiter und bisher letzter neuwagen. damals hatte ich noch geld dafür. und mit dir kehrte ich zu meiner lieblingsfarbe, dem dunklen weinrot metallic zurück, denn bei dir konnte ich es mir aussuchen. du warst auch bis dato das letzte auto mit klassischer limousinenform, denn für mich musste ein auto eigentlich immer so aussehen, mit hintern. von vorne sahst du harmlos aus, ja fast freundlich, von hinten ein wenig böse und ähnlich wie ein opel omega. dich hatte ich auch bisher am längsten von all meinen autos, nämlich insgesamt 12 jahre. wir haben so manche reparatur durchgestanden, inklusive großer sachen wie kühlertausch und motorschaden. doch irgendwann musste ich auch dich eintauschen.

rover irgendwas
es tut mir wirklich leid, dass ich deine typenbezeichnung vergessen habe, ich hatte dich ja auch nur 2 wochen, denn ein böser vw golf hatte beschlossen uns zu übersehen und schoss uns ab. mit dir kehrte ich wieder mit hässlicher farbe (silber metallic) und großen rostflecken zu meinen anfängen zurück. ich liebte dich trotzdem, denn du hattest ein dachfenster und auch sonstige annehmlichkeiten. man merkte bei dir einfach, dass du eigentlich von bmw gebaut worden warst. deine türen machten zum beispiel nicht "klapp", sondern "wummf". soweit ich weiss, wurdest du dann als totalschaden in richtung osten verscherbelt.


toyota starlet
du warst mein bisher mikrigstes auto, aber erstaunlich zuverlässig, das muss ich dir lassen. auch bei dir fanden es alle lächerlich so einen großen kerl in so einem kleinen wagen zu sehen. "lustige" kollegen hatten "pussy wagon" auf dich aufgeklebt, denn du warst so offensichtlich alles andere als ein auto um frauen aufzureissen, und gerade darum ließ ich den aufkleber auch auf dir drauf. und durch diesen aufkleber warst du auch bisher mein einziges auto das von mir einen liebevollen spitznamen bekam, eben dieses "pussy wagon". du hattest eine interessante farbe, nämlich ein sehr dunkles grün metallic, das von allen als schwarz angesehen wurde, das gefiel mir an dir. ansonsten konntest du jedoch nicht viel bieten, nicht einmal eine warnleuchte für den reservetank gab es bei dir - aber eine uhr hattest du! auch dich musste ich irgendwann wieder hergeben, vermutlich bist du inzwischen irgendwo in westafrika und machst dort leute glücklich, inklusive ironischem aufkleber.

volvo s40
dunkelnachtblau und böse. groß und stark. voller rost, schrottreif und doch vollgepackt mit luxus. ich habe dich erst seit etwa  3 monaten und werde dich auch bald wieder hergeben müssen, aber du bist bisher mein lieblingsauto! durch dich erfuhr ich wie komfort aussieht, bzw wie es ist, IMMER solchen komfort genießen zu können, wie zb. sitzheizung und ähnliche kinkerlitzchen. ich fürchte, alles was nach dir kommt kann diesbezüglich nur noch schlechter werden. du jagtest mir einen gehörigen schrecken ein, als wir eines deiner vorderbeine verloren, doch das haben wir schlussendlich ohne größeren schaden überstanden. ich werde dich garantiert nie mehr vergessen!

Mittwoch, 22. Januar 2014

DOPPEL- UND MEHRDEUTIGKEITEN

in den letzten tagen sind mir drei begriffe/wörter/ausdrücke über den weg gelaufen, die kurzzeitig, sowohl bei mir, als auch bei anderen, für verwirrung sorgten:

"trage" und "bahre":
kürzlich schrieb ich hier davon, wie jemand mit einer trage transportiert werden musste. ursprünglich hatte ich "bahre" geschrieben, wurde dann jedoch darauf hingewiesen, dass "bahren" nur zum transport von leichen verwendet werden und "tragen" zum transport von verletzten, kranken, bzw. gehunfähigen personen verwendet werden. wenn also ein unfallopfer auf einer trage während des transportes stirbt, wird dann die trage automatisch zur bahre?

"blume":
im laufe eines gespräches fiel mir, bzw. uns auf, dass es mehrere arten von blumen gibt. natürlich war es uns allen im grunde klar, aber dies mal so in geballter ladung vor augen geführt zu bekommen, war irgendwie seltsam. zunächst einmal gibt es natürlich die pflanze. weiters wird der schwanz des hases und auch des kaninchens so genannt (wenn ich nicht irre, auch der bereich unterm schwanz des fuchses), dann das bouquet, also der duft des weines und nicht zuletzt die schaumkrone des bieres. wenn als jemand zu einer dame "wunderschöne blume" sagt, könnte es unter umständen sein, dass er eigentlich das hinterteil des bunnys meint. und die interpretation DIESES satzes überlasse ich jetzt euch mal selbst *g*.

"rentier":
da gibt es natürlich zunächst einmal das nordeuropäische wild. ausserdem bezeichnet man jemanden als rentier, wenn er von zahlungen aus angelegtem kapital lebt, nur spricht man es dann französisch aus, also "rentijäh". schon wiglaf droste beschäftigte sich in seinem buch auf sie mit idyll in der geschichte ein überbordernder wuppdich mit diesem wort und gipfelte dabei in einem gedicht mit dem titel das rentier und der rentier, unter anderem mit den zeilen "Mein Glück als Rentier hier auf Erden / erwarb ich mit Rentierherden. / Wie schön ist es, wenn mit Rentieren / Geschäfte sich auch noch rentieren." zu meiner ehrenrettung sei anzumerken, dass wiglaf droste nicht der anlass für meine beschäftung mit dem wörtchen rentier ist, das geschah erst kürzlich auf völlig andere weise, die ich euch aber hiermit vorenthalte.

vor jahren hatte ich übrigens ein lustiges, aber auch leicht irritierendes erlebnis mit dem wort "email". bei kufstein gibt es eine emaillierfirma, namens "eiberg email". damals musste ich fast täglich dort beruflich vorbeifahren, und immer wieder sah ich aus dem augenwinkel das firmenschild "eiberg email", und immer wieder las mir meine stimme im kopf "e-mail" (also die elektronische post), statt "emaille" vor. das ging monatelang so. nein, um ehrlich zu sein, lese ich IMMER e-mail statt email.

Dienstag, 21. Januar 2014

BUCHAUSZUG - KAPITEL 2 - PFIAT DI GOTT, ELISABETH

2


Du entschuldige, i kenn di, bist du net die Klane,
Die i schon ois Bua gern ghabt hob
~ Peter Cornelius, „Du entschuldige, i kenn di“ ~



Und  es begab sich, dass in der Fußgängerzone der prächtigen Heimatstadt Toms ein Weihnachtsmarkt stattfand. Allerlei fahrendes Volk, die Kaufleute der Gemeinde und sonstiges geldgieriges Gesindel hatten sich dort eingefunden, um mit Ihren mehr oder weniger prachtvollen Verkaufsständen der laufenden Kundschaft das Geld aus der Tasche zu ziehen. Es gab Stände mit von kleinen ungeschickten Kinderhänden verzierten Kerzen, Kerzen aus Bienenwachs und andere Gegenstände aus dem selben penetrant übelriechenden Material, das dann doch nur langsam im Wohnzimmer verstaubte, Stände mit selbstverbrochenen Adventkränzen, Stände mit uninteressantem und überteuertem Kunsthandwerk, Stände mit Honig und Marmelade, Stände mit Weihnachtschmuck und Hinterglasmalereien, Stände mit Kunst und Krempel, Stände mit Zuckerwatte, gebrannten Mandeln und trockenem bröseligen Türkischen Honig und anderem unnötigen Zeugs und Gedöns. Nun ja, jedenfalls bestand Manuela darauf diese Orgie des vorweihnachtlichen Konsumrausches zu besuchen, vor allem um dem gemeinsamen Sohn eine Freude zu machen. Es hatten sich die „Obermuller Tuifelskerlan“, ein Haufen verwegener oder auch einfach nur übermütiger, jedoch vor allem sich der Tiroler Traditionen verpflichtet fühlender Burschen, in Fellen und Lumpen gehüllt und mit furchterregenden Masken bewehrt angekündigt. Nicht angekündigt wurde jedoch der damit einhergehende, nicht unbeträchtliche Lärm, den diese Wahnsinnigen auf alten Blechfässern, aus Autos ausgebauten Kraftstofftanks, ausgebauten Waschtrommeln und ähnlichem laut scheppernden Gerät veranstalteten – und dies sehr zur Freude des kleinen rhythmisch begabten Nachwuchses und des restlichen Publikums. Tom freute sich jedoch hauptsächlich über die Teenagermädchen die traditionellerweise von den höllischen Gestalten, beziehungsweise von deren rußgeschwärzten Händen im Gesicht angeschmiert wurden. Bei manchen Mädchen fanden sich auch Rußflecken an normalerweise eher verbotenen, sprich nicht jugendfreien Körperzonen. 

            Auch ein Nikolaus war anwesend und verteilte großzügig mit Weihnachtsgebäck, Nüssen und Mandarinen gefüllte kleine Geschenksäckchen an die mit vor Staunen weit geöffneten Augen und Mündern sich vor ihm drängenden Kinder. Und dies sehr zu Toms und Manuelas Erstaunen und Vergnügen auch noch völlig Kostenlos. Wohl ein Service der Stadtverwaltung - oder der Kaufleute - oder von beiden. Wie auch immer, jedenfalls trug diese Geste dazu bei, dass man nun doch in diesem Verkaufsrauschwahnsinn einen Hauch von Weihnachtsfeeling verspürte.

            Weiters befand sich auch ein kleiner Streichelzoo mit Kaninchen, Ziegen (warum in solchen Streichelzoos auch immer diese stinkenden Ziegen vorhanden waren, war Tom ein Rätsel) und Lämmern inmitten all der Verkaufsstände, und dazu auch die  Möglichkeit für einen geringen Obolus sein Kind auf ein kleines Pony zu verfrachten, und es von ebenso jungen wie eifrigen, und vor allem von all dem Tierkot verdreckten Mädchen einmal die ganze Fußgängerzone hin und her reiten zu lassen. Diese Möglichkeit auf eine Verschnaufpause, bzw. die Möglichkeit sich in aller Ruhe mal eine Zigarette anzuzünden und sie auch genießen zu können, ohne von einem Stand zum nächsten gezerrt zu werden, ließ sich Tom natürlich nicht entgehen. Und so stellte er den gemeinsamen Nachwuchs zusammen mit Manuela in der doch relativ langen Warteschlange vor dem Ponyterminal ab.


            Während er nun so abseits auf einem Schaufenstersims hockend und zufrieden vor sich hinrauchend die an sich vorbeiziehende Menschenmenge betrachtete, war Ihm so, als würde er dort seine alte Jugendliebe Elisabeth vorüberschweben sehen. Und nach einer Schrecksekunde, in der nicht nur sein Herz durch die ganze Hose und an der Beinöffnung unten hinausrutschte, sondern sich auch noch sämtliches Blut das normalerweise das Gehirn mit dem nötigen Sauerstoff versorgte irgendwo in der Magengegend versammelte, war er sich sicher dass sie es wirklich war. Dummerweise gab nun das Gehirn, sämtlichen Sauerstoffs beraubt und offensichtlich nicht mehr fähig vernünftige Entscheidungen zu treffen, an das Sprachzentrum den Befehl das vorbeischwebende vermeintliche Engelchen doch anzusprechen.

            Als alter Musikliebhaber verband Tom mit fast allen Personen seines Lebens passende Songs. Nun ja, manchmal waren sie mehr passend, manchmal eher weniger, da diese in der Regel mit Stimmungen und mit der Zeit in der man mit diesen Leuten etwas zu tun hatte verbunden wurden. Normalerweise war das nur ein einzelner prägnanter Song, bei manchen Leuten waren es 2 oder 3, bei Elisabeth (oder Lucy wie er sie manchmal wegen des Wortspiels das sich mit  Lucifer spielen lässt für sich genannt hatte, weil sie von aller welt "Lisi" genannt wurde, ihm dies jedoch mißfiel, da er dabei an eine Kuhmelkerin denken musste - was wiederum so gar nicht zu ihr passte) waren es gleich deren 5. und zwar:

1)    „Elisabeth-Serenade“ vom Günther Kallmann Chor wegen der Textzeile „Hörst du mein Lied Elisabeth“. Ein zwar äusserst schnulziges, aber dennoch sehr schönes Lied.
2)    „Elisabeth“ von Snäp mit „Ä“ geschrieben, die übrigens nichts mit den heute bekannten Snap zu tun haben, wegen der Textzeile „Elisabeth, du warst so gut zu mir und ich möcht auch gut sein zu dir, Elisabeth, who-ho“.
3)    „Pfiat di Gott Elisabeth“ von der Bayrischen Rock’n’Roll Band Spider Murphy Gang, einfach nur wegen des Titels.
4)    „Segel im Wind“ von Peter Cornelius, wegen der Textzeile „Du host die Kraft ana Löwin, doch du treibst so wie a Segel im Wind“.
5)    „Zu spät“ von den Ärzten, wegen der Textzeile „Doch eines Tages werd ich mich rächen, ich werd die Herzen aller Mädchen brechen. Dann bin ich ein Star, der in der Zeitung steht, und dann tut es dir leid, doch dann ist es zu spät!“
6)    Und in genau diesem Moment kam noch ein sechstes Lied, ein weiterer Song von Peter Cornelius dazu, nämlich „Du entschuldige i kenn di.

Wie man unschwer erkennen kann war Toms Beziehung zu Elisabeth irgendwo zwischen Vergötterung einer unerreichbaren Schönheit, Hass auf ihre ausdauernde Weigerung sich mit ihm auf eine Beziehung einzulassen, und die Trauer eben darüber angesiedelt. Es hatte nie eine Beziehung gegeben, nur einmal in Jugendjahren, nachdem sie sich bereits schon ca. 4 Jahre gekannt hatten, schaffte er es sie auf einer Silvesterparty so weit zu verführten dass zumindest eine veritable Knutscherei inklusive der Chance ihre süßen kleinen Brüste zu begrapschen, die er natürlich auch wahrnahm, drinnen war. Ansonsten kam es ihm vor als ob er ihr immer nur hinterhergelaufen wäre. Sie war Schuld an seinem Idealbild einer Frau. Nur wegen Ihr liebte er Frauen mit langen blonden Haaren, mit blauen Augen (was ein wenig seltsam war da sie braune Augen hatte, aber in seiner Vorstellung waren sie immer strahlend blau gewesen, obwohl er von deren wahrer farblichen Beschaffenheit wusste),  mit schlanker sportlicher Figur, mit Grübchen in den Wangen, Mit Bluejeans und Reiterstiefeln und mit Zahnlücke zwischen den oberen vorderen Schneidezähnen. Dummerweise hatte sich jedoch diese Elisabeth eingebildet diesen vermeintlichen Makel einer Zahnlücke im Erwachsenenalter mittels Zahnspange korrigieren zu müssen, ohne zu ahnen, dass gerade diese Unvollkommenheit sie in seinen Augen nur noch vollkommener machte - oder sie wusste das ganz genau und ließ sich gerade deswegen die Zahnlücke richten. Zugetraut hätte er ihr es ja, denn er wusste in all den Jahren (22 waren es inzwischen) in denen er sie kannte nie genau was sie eigentlich von ihm hielt. Ob sie ihn nur tolerierte weil er wie ein treues Hündchen, zumindest in ihrer gemeinsamen Jugend, immer für sie da war, oder ob sie ihn doch mochte, sie sich nur nicht traute eine feste Beziehung zu beginnen, oder was auch immer. Frauen waren sowieso ein ewiges Rätsel für Tom, woran Elisabeth einen nicht unbeträchtlichen Beitrag geleistet hatte. Seine Vermutung war, dass er zu lange gewartet hatte und irgendwann ins Freunderl-Eck gestellt worden war. Und Freunde sind für Frauen ja sowieso irgendwie Tabu. Weiß der Geier warum Frauen es sich nicht vorstellen können auch mal mit einem sogenannten guten Freund in die Kiste zu springen oder, Gott bewahre, noch schlimmer: eine Beziehung anzufangen.

            Nun, jedenfalls leistete sein Sprachzentrum dem dämlichen Befehl aus seinem gerade schwachsinnig gewordenen Hirn folge, und sprach Elisabeth an. „Hallo Elisabeth“ sagte Tom nicht gerade besonders originell. Er sagte zu Ihr gerne Elisabeth, obwohl sie Lisi oder Lisa lieber mochte. Lisi war ihm zu provinziell, zu bäuerlich, so hießen Kühe aber nicht seine Angebetete, und "Lisa" hatte sie aus einem Griechenlandurlaub mitgebracht, was ihm schon alleine deswegen unsympathisch war. Nein, Elisabeth schien ihm immer irgendwie respektvoller und angemessener.

            „Hallo Tom“ sagte sie erstaunt und lächelte dabei sogar, was seinem bereits durch die Hosenbeine geflohenem Herzen, das unter ihm im Schneematsch lag und nur mehr röchelte, noch mal einen kräftigen Energieschub gab, und es somit endgültig im nächsten Kanalschacht verschwand. „Wie geht’s dir denn, lange nicht mehr gesehen“ stellte sie fest.
            „Ja, stimmt, ca. 10 Jahre oder so“ erwiderte Tom. „ich hatte inzwischen einige interessante Jobs und bin auch stolzer Vater geworden“. Am liebsten hätte er gerade sein blutleeres Gehirn erwürgt, mit so was platzt man nicht nach 10 Jahren Funkstille sofort heraus. Vor allem nicht wenn man vor hat den Kontakt zu intensivieren. Immerhin war ja bereits nach einigen Partnerberatungssitzungen klar, dass Manuela definitiv die Trennung wollte. Mit dem Ausziehen wurde nur noch deshalb zugewartet weil sie erst eine passende Wohnung finden musste.
            „Wow!“ staunte Elisabeth, „wie alt, Bub oder Mädchen?“ wollte sie wissen.
            „5, Junge, hochintelligent, sehr hübsch und mein ganzer Stolz, aber kein Wunder bei meinen Genen“ lachte er.
            „Das glaub ich dir sogar“ gab sie zwinkernd sie zurück.
            „Und du?“ Nun war natürlich auch Tom neugierig.
            „Ich bin verheiratet und habe 3 Kinder“ kam ihre Antwort. Tom hörte das geflohene Herz aus dem Kanalschacht heraus leise stöhnen.
            „ääh… ja… aha.. echt?“ stammelte er.
            „Nein“ lachte sie ihm prustend ins Gesicht, „keine Kinder“.
            „Aber verheiratet?“ hakte Tom nach.
            „Auch das nicht“ meinte sie.
            „Lebensgemeinschaft?“ Tom wollte es nun genau wissen.
            „Nein, gar nichts, ich finde einfach irgendwie nicht den richtigen“ Elisabeth schaute ein wenig beschämt zu Boden und scharrte mit ihren Stiefeln im Matsch herum. Toms untreues Herz lugte wieder zwischen den Kanalgittern hervor.
            „Naja, mich wolltest du ja nie wirklich haben hatte ich den Eindruck“. Tom schickte einen verbalen Spähtrupp los. Es entstand eine kleine Pause in der das in Toms Bauch versammelte Blut langsam wieder dorthin zurückkehrte, wo es offensichtlich dringender benötigt wurde. „Bist du noch Schwester in der Klinik?“ versuchte er nun abzulenken.
            „OP-Schwester, andere Klinik, genauer gesagt Privatklinik, du weißt schon, in Innsbruck an der Kettenbrücke.“ Sie lächelte ihn wieder an. „Hab ein paar Fortbildungen gemacht und jetzt geht’s mir ganz gut. Und wie geht’s dir denn so, beruflich?“ Toms zweites Herz flutschte in den Hosenboden. Es musste ein zweites Herz sein, denn er hatte nicht bemerkt dass das erste zurückgekehrt wäre, dennoch spürte er genau, dass es gerade seinen angestammten Platz verließ. Zurzeit war er nämlich hochoffiziell Arbeitslos und wollte DAS nun jetzt wirklich nicht der Dame seines Herzens offenbaren.
            „Naja, das ist ein bisschen kompliziert" druckste er linkisch herum, "Ich würde dir das und alles andere gerne in aller Ruhe bei einem Kaffe erzählen. Wäre das eine Idee?“ Tom versuchte eine Nebelbombe zu werfen um nicht sofort antworten zu müssen, denn er hatte keine Ahnung wie er das jetzt erklären sollte.
             „OK“ meinte sie.
            „Gut“, Tom wühlte in seinen Jackentaschen und zauberte eine alte Visitenkarte von seinem vorhergehenden Job bei einer Werbeagentur hervor, mit der sich wunderbar angeben ließ. „Ruf mich an, die Handynummer stimmt, alles andere leider nicht, aber das erzähl ich dir dann genauer“. Er lächelte verlegen. In diesem Moment kam Manuela mit dem gemeinsamen Nachwuchs im Schlepptau vorbei.
            „Wir gehen ins Rathaus, dort können die Kinder Kekse backen“ rief sie ihm im Vorübergehen zu und die beiden verschwanden 3 Meter weiter im Eingang des Rathauses. „Na super“ dachte sich Tom, „ich hätte euch eh vorbeigehen sehen, wäre also unnötig gewesen dass du mich anquatscht während ich versuche mir deine Nachfolgerin zu angeln“.
            „War das dein Kleiner? Der ist ja voll süß!“ Elisabeth strahlte Tom an. „Gratuliere, hübsches Kind“.
            „Danke“ quetschte Tom zwischen den Zähnen hervor. „Ruf mich an, ich würde mich echt sehr freuen!“
            „OK, mach ich, ciao, bis dann.“ Sie verabschiedeten sich und Elisabeth verschwand langsam in den Rauch- und Nebelschwaden des Grillstandes der Feuerwehr.

            Tom zündete sich noch eine Zigarette an, bemerkte dass die Hand mit dem Feuerzeug leicht zitterte und wischte sich den Schweiß von der Stirn, der sich trotz Minusgrade dort gebildet hatte. „Dabei glaub ich eigentlich gar nicht an Liebe und Pfiat di Gott, Elisabeth“ murmelte er für andere nicht hörbar in den Zigarettenrauch hinein.