eine bekannte von mir hat folgenden grundsatz: sie gibt einem buch 50 seiten lang die chance sie zu fesseln. wenn es bis dahin noch nicht gut oder spannend oder interessant genug ist, sie also im grunde keine lust mehr dazu hat weiterzulesen, dann legt sie es weg und fängt ein anderes an. sie meint, dass ihr ihre zeit zu schade ist um sie mit einem schlechten buch zu verbringen.
einerseits gebe ich ihr dabei recht, andererseits ist das ganze dann doch nicht ganz so einfach. es kann durchaus vorkommen, dass man zu dem zeitpunkt, als man das buch begann, einfach noch nicht bereit dafür war. spontan fallen mir 2 beispiele ein, bei denen es mir so erging:
das eine ist "einsatz der waffen" von iain banks. ich hatte vorher bereits andere bücher von ihm gelesen und mochte diesen autor wirklich sehr, doch konnte ich gerade mit dieser geschichte nichts anfangen. so lag es dann ein paar jahre auf meinem nachttisch herum, bis ich mich dann doch wieder traute weiterzulesen. und siehe da: auf einmal fand ich zugang und verstand überhaupt nicht mehr warum ich es jemals weggelegt hatte.
das andere war "herr der ringe", genauer gesagt das erste buch. ich begann es bereits jahre vor der verfilmung zu lesen, empfand es jedoch als extrem mühsam und deprimierend. also legte ich es wieder weg. jahre später, immer noch lange bevor die bücher verfilmt wurden, gab ich ihm eine zweite chance. auch hier verstand ich nun nicht mehr warum ich es jemals weggelegt hatte. ähnlich erging es mir übrigens auch mit dem hobbit. ich hatte als jugendlicher irgendwo einen auszug daraus gelesen, es handelte sich um die szene, in der bilbo am unterirdischen see auf gollum trifft. mir kam das alles damals total schräg vor. später kam ich durch zufall auf die großartige hörspielfassung des hobbits und verliebte mich in die geschichte. gelesen habe ich ihn dann auch irgendwann.
es gibt aber auch bücher die man eigentlich total klasse findet, dann aber vom schluss extrem enttäuscht ist. auch hier habe ich zwei beispiele (achtung spoilergefahr):
einerseits kafkas "die verwandlung". in einem anfall von kultur- und bildungsbewusstsein und einer glücklichen fügung am billigwühltisch, erstand ich dieses buch. ich hatte vorher noch keine einzige geschichte von kafka gelesen, kante jedoch den inhalt einiger stücke. ich las also "die verwandlung" und hoffte bis zum schluss auf ein halbwegs versöhnliches ende, das dann jedoch nicht einmal in ansätzen eintraf. nach diesem buch war ich extremst deprimiert und erwog sogar das buch auf nimmerwiedersehen abzugeben. jedenfalls wünschte ich damals es trotz seiner schriftstellerischen qualität nicht gelesen zu haben.
das andere beispiel ist stephen kings reihe des dunklen turms rund um roland. dazu muss ich erklären, ich war schon sehr früh glühender stephen king fan. bereits im zarten alter von 12 bekam ich shining und feuerkind in die hände und fand sie großartig. natürlich wäre ich möglicherweise nie mit king in berührung gekommen, wenn er nicht damals schon ein weltbekannter schriftsteller gewesen wäre, der sogar über donauland verlegt wurde, dennoch fand ich meinen weg zu ihm völlig unabhängig vom sonstigen mainstream, ja lange jahre war ich in meinem umfeld der einzige der ihn großartig fand. so begann ich also alles von ihm zu lesen, bzw. zu sammeln. und somit las ich auch die turm-reihe von anfang an, beginnend mit dem ersten buch in den 80er jahren und nahezu desperat auf die fortsetzungen hoffend. ich bin also einer jener wenigen die tatsächlich den dunklen turm mit all seinen wartepausen zwischen den erscheinungsterminen miterlebten. dann kam es endlich schlag auf schlag zum finale. man konnte fast gar nicht so schnell lesen, wie die letzten turmbücher veröffentlicht wurden. und dann dieses absolut enttäuschende finale! ich war nicht nur enttäuscht, sondern auch extrem sauer. was habe ich nicht alles miterlebt und mitgelitten und dann DAS!?!?!?!?! nun, dennoch, so ist nun mal die geschichte, man muss damit leben.
weiters gab es immer wieder bücher, die ich nur deshalb las, weil gerade nichts anderes da war. vor allem als ich noch jung war plünderte ich das bücherregal meines vaters. so kam ich zu kishon, c.c. bergius, b. traven und die tschullererbuben. ausser kishon, den ich heute noch sehr verehre, hatte ich mit allen meine anfangsschwierigkeiten, dies war nicht unbedingt literatur für einen pubertären knaben. aber ich möchte sie nicht missen, auch wenn ich mich nur mehr dunkel an die einzelnen bücher erinnern kann.
inzwischen bin ich jedoch erwachsen und erfahren, ich kann schon sehr gut einschätzen ob mir der stil zusagt oder nicht. ich schlage ein buch irgendwo mittendrin auf und lese ein paar absätze. wenn es mir gefällt kaufe ich, wenn nicht, dann lasse ich es einfach. manchmal verzichte ich auch aufgrund des klappentextes auf das hineinlesen, dabei wurde ich noch nie enttäuscht.
im zeitalter des internets ist das alles noch sehr viel einfacher. man kann sich -zig kritiken ansehen und kúndenbewertungen und so weiter und so fort, ein fehlgriff kommt heutzutage eigentlich kaum noch vor, eher das gegenteil. oft genug entpuppt sich ein buch bei dessen beschreibung sich nicht sonderlich viel in mir regte, ich aber dennoch aus diversen gründen zugriff, als glücksgriff.
dennoch ist klar, dass ich mir vermutlich niemals eine rosamunde pilcher oder ähnliches antun werde. man weiß ja was man mag, nicht wahr?
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