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der mond sieht keine chance mehr
bevor das unheil sich erbricht
verwundet flieht ein falke
als bote durch das fahle licht
der sturm, er schleudert sein angesicht über dich
der sturm, verwüstung und donnerhall, überall
blitze fällen alte bäume
und sie bohren sich ins haus
mit schweiß vor angst sitz ich im keller
und es gehn die lichter aus
~ Witt – Der
Sturm ~
„Hey, cooles Set war das heute Abend“ meinte Big Nick zu
Tom, als sie das Nutopia verlassen hatten und bereits auf Toms alten Kia zusteuerten, um diesen Abend mit einer ausgedehnten gemütlichen Heimfahrt quer über die
Dörfer abzuschließen.
„Woher
willst du Schnarcher das wissen, du hast doch den halben Abend verschlafen?“
raunte ihm Tom über das Wagendach hinweg zu, während er ohne hinzusehen
versuchte seinen Wagen aufzusperren.
„Ich hab
ja nicht den ganzen Abend verschlafen
und das was ich so gehört habe war halt cool. Ausserdem hattest du genügend
Kracher drin um mich ja nicht tief genug schlafen zu lassen!“ feixte Nick
zurück.
Es machte *zupp-schlack* als Tom endlich das
Schlüsselloch in der Fahrertür gefunden hatte und die Zentralverriegelung
aufsprang.
„Is
schon blöd wenn keine Haare am Loch dran sind, was?“ Juxte Little Joe herum, da
ihm das Öffnen der Wagentüre offensichtlich zu lange gedauert hatte und
schickte einen seiner berühmten Grunzer hinterher.
„Depp,
blöder!“ grinste Tom zurück und zwinkerte ihn an. „Ich mags eigentlich schon
lieber ohne.“ Er kramte in seinen Taschen, förderte ein sehr ramponiertes
Päckchen Zigaretten zutage und öffnete es. – „Ay, verdammt, Ich habe nur eine
einzige Kippe, das reicht bei weitem nicht. Habt ihr noch welche für die
Heimfahrt, dann ziehe ich mir auf dem Weg irgendwo welche aus dem Automaten?“
„Nö, ich
hatte gehofft dass ich welche von dir schnorren kann.“ Kam prompt Big Nicks
Antwort.
„Ich
habe nur mehr zwei und die hatte ich mir eigentlich fürs Heim fahren gut
eingeteilt. Daheim habe ich noch 4 Packungen.“ War Little Joes bescheidener
Beitrag.
Tom
seufzte. „Gibt’s hier irgendwo einen Automaten?“ frug er einfach so in die
kleine Runde hinein, in der Hoffnung eine positive Antwort zu bekommen.
„Hmmmm…
auf der anderen Seite vom Stadtpark weiß ich einen.“ fiel Big Nick ein.
„Ja,
toll, soll ich jetzt alleine im Dunkeln mitten in der Nacht quer durch den
Stadtpark schleichen und hoffen dass mich kein Perverser erwischt? Kommt man da
nicht mit dem Auto irgendwie hin?“
„Schon,
sicher!“
„Und
wie?“
„Keine
Ahnung!“
Tom
seufzte einmal tief angesichts dieser Wurschtigkeit, die seine Brüder an den Tag
legten, denn Little Joe lag bereits auf dem Rücksitz und war wohl über diese
ermüdende Diskussion bereits sanft entschlummert. „OK, komm, geh wenigstens
mit, du brauchst ja auch was zum rauchen!“ forderte Tom Nick auf.
Die
beiden ließen den bereits leicht schnarchenden dritten Bruder auf dem Rücksitz
liegen und machten sich zu Fuß auf um für Nikotinnachschub zu sorgen. Sie waren
kaum 5 Schritte gegangen, als es anfing leicht zu regnen. Big Nick schaute nach
oben in den nachtschwarzen Himmel.
„Hmmmm…
ich kann zwar nicht viel sehen, aber es sieht so aus, als ob sich da was
zusammenbrauen würde.“ Meinte er mit gerunzelter Stirn zu seinem großen Bruder.
„Ja!
Drum komm, mach weiter, ich werde nass!“ Fauchte ihm Tom zu. Sie
schlichen leise an den Wegen des stockdunklen Parks entlang und kamen endlich
glücklich an der anderen Seite an, wo Ihnen auch gleich der Zigarettenautomat
mit einem freundlichen Lächeln entgegenleuchtete. Nick und Tom zogen sich
jeweils zwei Schachteln Zigaretten, wobei sich beide darüber ärgerten, dass
natürlich wieder einmal ihre bevorzugten Marken nicht vorhanden waren, und
machten sich auf den Rückweg. Es regnete inzwischen recht heftig und man hörte
die ersten Blitze, bzw. man sah die
ersten Blitze und hörte den
dazugehörigen Donner. Die beiden versuchten Ihre Schritte zu beschleunigen,
obwohl sie bereits bis auf die Haut durchnässt waren.
Da
begann es plötzlich so heftig zu regnen, wie man es sonst nur aus Filmen kennt.
Der Begriff „es regnete in Strömen“ bekam plötzlich eine sinnvolle Bedeutung,
denn die Beiden hatten das Gefühl, als würde sie die Last der Regentropfen, die
von oben auf sie herabprasselten, zu Boden drücken wollen. Man konnte den Weg
nur mehr ahnen, denn man sah nicht mehr weiter nach vorne, als die nächsten zwei
bis drei Meter.
Und dann kam der Hagel!
„AU!
Verdammt die Dinger erschlagen mich, lass uns einen Unterstand suchen!“ rief
Tom Nick durch all das Unwettergetöse zu.
Mit den
Händen über den Köpfen um sich vor den tischtennisballgroßen Hagelkörnen zu
schützen, rannten beide einfach blindlings durch das Parkgelände. Sie hatten
sowieso keine Ahnung mehr wo sie sich befanden, also hofften sie durch Glück
etwas geeignetes zu finden, das sie vor diesem plötzlich über sie
hereinbrechenden Armageddon schützen könnte. Und tatsächlich: fast wären sie in
ihrer Panik daran vorbei gerannt, doch sie fanden ein Telefonhäuschen. Ein
seltenes Fundstück in Zeiten, in denen ja fast jeder bereits sein eigenes Handy
besitzt, manche sogar deren zwei oder drei, und kaum jemand mehr auf
öffentliche Telefone angewiesen ist.
Nick sah
es aus dem Augenwinkel an sich vorbeileuchten, bremste, dass der Kies spritzte,
schnappte Tom am Kragen und zerrte ihn zu sich heran um sich zusammen mit ihm
in das Häuschen zu drängen.
„Oha,
hab ich gar nicht gesehen“ keuchte Tom. Na hoffentlich ist der Zauber bald
vorbei, mir tut das Kreuz weh, ich bin ja immerhin heute 6 Stunden am Stück im
Nutopia gestanden und hier kann man sich offensichtlich nirgendwo hinsetzen.
„Kannst
ja wieder raus und dir was bequemeres suchen“ grummelte ihn Nick an.
„Hunger
hab ich auch schön langsam, naja, wenigstens haben wir Zigaretten.“ Ignorierte
Tom seinen Bruder, zündete sich eine an und lehnte sich mit dem Rücken gegen
die Wand. Nick tat es ihm gleich und begann „Riders In The Storm“ von den Doors
zu summen….
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