Samstag, 12. November 2016

EIN VATER-SOHN-MOMENT ODER LUSTIGES REIFENROULETTE

heute gab es mal einen richtigen vater-sohn-moment.

es ist ja nun aber nicht so, dass wir sonst nicht öfter solche momente hätten, letzte woche, als wir gemeinsam harold und maude ansahen und er total begeistert war, war natürlich auch cool, genau so cool, wie wenn wir miteinander tolle serien wie zum beispiel preacher, stranger things oder ash vs the evil dead ansehen, aber dieser war für mich ein wenig spezieller als andere vater-sohn-momente, denn dieses mal brachte ich meinem sohn endlich mal so eine richtige männersache bei. es geht um das reifenwechseln. genauer gesagt, das wechseln der autoreifen von sommer- auf winterreifen. es war also mehr eine vater-sohn stunde, als ein moment.

nun, natürlich gibt es jede menge frauen, die ganz genau wissen wie man reifen wechselt und dies vielleicht sogar beruflich tun, somit also in dieser disziplin sehr viel besser sind als ich, aber diese befinden sich nun mal weder in meiner familie, noch im freundes- oder bekanntenkreis. seine mutter hat nicht einmal mehr ein auto. ok, sie hat deshalb keines, weil ich es ihr diesen sommer abgekauft habe, aber dass es kein anderes "neues auto" gab war ihre alleinige entscheidung. sie kommt so gut zurecht und mehr geld bleibt monatlich auch übrig. dass jedoch ich nun immer wieder mal taxi spielen darf, lassen wir an dieser stelle einfach mal unerwähnt, auch wenn ich es ja eh gerne tue.

man sollte meinen, dass so ein reifenwechsel keine große sache wäre, und ich hätte bis heute nachmittag jedem diesbezüglich recht gegeben, denn in meiner erinnerung war es tatsächlich kein großes ding, habe ich doch früher ständig selbst reifen gewechselt. dabei hatte ich jedoch vergessen, dass mein letzter selbst durchgeführter komplettreifenwechsel doch schon ein paar jährchen her ist, nämlich ca. 25 um genau zu sein, dass ich früher entweder eine garage oder einen hof zur verfügung hatte und dass ich niemals meine reifen 2 stockwerke weit durch die gegend hieven musste. und natürlich hatte ich vergessen, dass ich inzwischen alt, fett und faul bin.

die reifenschlepperei alleine war ja schon recht anstrengend, dass wir nun auch noch keinen platz hatten, oder zumindest irgendwie zu wenig platz, machte die sache nicht gerade leichter. entweder den busch, oder den verkehr im rücken zu haben, ist alles andere als fun. außerdem war mein kofferraum gerammelt voll (ist er immer, ich weiß auch nicht warum) und der wagenheber befindet sich standardmäßig ja immer beim ersatzreifen, also UNTER dem kofferraum, bzw. muss man den boden des kofferraums lüften um da ran zu kommen.

aber wir meisterten all diese widrigkeiten gemeinsam und machten uns ans reifenwechseln. als allererstes muss man aber sicherstellen, dass sich keiner der reifen bewegen kann, wenn er in der luft hängt um abmontiert zu werden. das heißt also, handbremse anziehen und einen gang einlegen. wäre ja ein bisschen witzlos einen sich lustig drehenden reifen ab- und anschrauben zu wollen.

zunächst einmal ging es um die zuordnung der einzelnen  reifen. die kann man ja nicht einfach nach lust und laune irgendwie irgendwo aufstecken, soll heißen, das kann man natürlich schon, ist nur dann halt scheiße zu fahren oder unter umständen kacke zu bremsen, nein, man muss auch auf die laufrichtung des profils achten. hier gab es eine kurze nachdenkpause, denn es gibt ja immer wieder die diskussion, ob man winterreifen auf den hinterrädern bei fronttrieblern nicht besser gegen die laufrichtung montieren sollte, da sie so nochmal ein bisschen mehr haftung bieten würden. doch da es hier nach bereits jahrzehntelangen diskussionen immer noch kein eindeutiges ergebnis gibt, entschied ich mich für die traditionelle variante, also auch die hinterreifen mit profil in laufrichtung, denn auf diese art ist es keinesfalls falsch, auf die andere vielleicht doch möglicherweise. zudem muss man auch noch aufpassen, ob nicht ein paar der reifen ein schlechteres profil aufweist, als das andere. normalerweise ist das bei reifen die bereits in gebrauch waren so, da jene reifen, welche die antriebsräder waren, natürlich mehr abgenutzt wurden, als jene, die einfach nur mitliefen.

nachdem die richtige zuordnung der reifen erledigt war, ging es daran den wagenheber richtig zu platzieren, damit uns die karre nicht unterm herummontieren wieder runterkracht. dann radkappe abnippeln, die richtige größe beim radkreuz finden und munter drauf los schrauben, aber nicht mal das sollte man einfach so unbedacht angehen! zuerst werden die muttern nur gelöst, wenn alle (vier oder fünf, je nach hersteller, angeblich gibt es sogar felgen mit nur drei, habe ich jedoch in freier widbahn noch nie bewusst gesehen) locker sind, kann man sie komplett abschrauben, sollte jedoch darauf achten die oberste mutter (oder auch schraube, auch hier kommt es auf den hersteller an) als letztes zu lösen, sonst kippt der reifen unter umständen vorzeitig herunter, verkantet sich womöglich noch und beschädigt, wenn es ganz blöd läuft, das gewinde der mutter/schraube und das dazugehörige loch an der felge.

wenn man den reifen also unfallfrei entfernen konnte, stülpt man den neuen drauf, richtet die löcher aus (außer man hat muttern, dann steht das gewinde sowieso ab und man kann die felge gar nicht falsch montieren) und beginnt wieder mit der obersten schraube/mutter den reifen, bzw. die felge, erst mal locker zu befestigen, am besten einfach mal von hand. wenn dann alle schrauben/muttern angebracht sind, kann man das zeug anziehen, aber auch hier wieder mal nicht "einfach so", sondern immer schön über kreuz, also beginnend mit der obersten, dann die gegenüber und so weiter. wenn dann alle schrauben/muttern fest sind, bzw. man meint sie sind alle fest, geht man noch einmal alle durch und zieht sie nochmal an. es finden sich fast immer ein, zwei, drei schrauben/muttern, die sich nochmal fester anziehen lassen.

wagen runterlassen, wagenheber neu platzieren, nächster reifen.



wenn man dann alle vier reifen erschöpft aber glücklich ans auto angedengelt hat, geht man noch ein letztes mal, dann wenn das auto auf allen vier reifen steht, die runde, um NOCH EINMAL jede einzelne schraube/mutter zu kontrollieren, ob sie sich nicht doch nochmal ein wenig fester anziehen lässt. und siehe da - es finden sich wieder ein paar. ich wette, das geht jedem so, der die reifen selbst von hand ohne drehmomentschlüssel wechselt. jedenfalls finde ich jedes mal noch einige.

zum schluss knallt man noch die felgenabdeckungen wieder auf die reifen (hier auf die aussparung für das ventil achtgeben), räumt den kofferraum wieder ein und schleppt die sommerreifen in den keller. nachdem man dort erst mal 10 minuten nach luft gejapst hat, kriecht man wieder 2 stockwerke nach oben, um total erschöpft und dreckig zur nächsten tankstelle zu fahren, um den reifendruck zu überprüfen, bzw. zu justieren.

und DANN fällt man zuhause total erschöpft auf die couch oder das bett, sieht sich irgendeine doku an und pennt währenddessen dezent ein.

obwohl ich immer noch total erschöpft bin (ihr erinnert euch - ich bin alt, fett und faul), hat mir das heute wirklich spaß gemacht. es mag keine große sache sein, aber es gab so einige dinge die mein nachwuchs heute von mir gelernt hat. es gibt ja sonst niemanden der ihm das zeigen hätte können. seine mutter fällt mangels kfz aus, der eine großvater wohnt weit weit weg, der andere dämmert im altersheim vor sich hin, die eine großmutter hätte bereits nach einem einzigen reifen herumschleppen aufgegeben und die andere ist bereits tot. brüder gibt es keine und die onkel sieht man auch nur ca. ein mal im jahr.

so hatte also ich das vergnügen - und ich bin jetzt einfach mal stolz drauf. aber nächstes mal fahr ich dafür in die werkstatt! definitiv!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen