Dienstag, 26. Januar 2016

DINGE DIE ICH VERMISSE

ich werde jetzt mal ein bisschen nostalgisch (als ob es das erste mal wäre ^^)....

es gibt ja genug blogs, websites und initiativen, die sich um vergangene dinge, die aus unserem alltag verschwunden sind kümmern. ich erinnere hier zum beispiel an das bereits sprichwörtlich gewordene "wickie, slime und piper". wenn es um eissorten geht könnte ich nämlich so einige aufzählen die ich tatsächlich vermisse, zum beispiel calippo limone, brauner bär, grünofant oder den cappuccinobecher in dem die beiden eissorten noch getrennt waren und nicht verquirlt. aber um solche dinge geht es mir heute nicht.

es sind andere dinge die ich vermisse. zum beispiel riesengroße schneehaufen im winter. ich erinnere mich als kind im winter ständig auf zusammengeräumte schneehaufen geklettert zu sein. es schneit heutzutage sicher nicht weniger als früher, doch wo sind diese schneehaufen hin? offenbar werden sie lieber auf lkw verladen und irgendwo außerhalb deponiert oder in einen fluss geschüttet, anstatt sie wie früher im ort aufzuhäufen. logisch, wir brauchen ja platz zum parken. doch es gäbe doch sicher auch genug andere plätze wo man dennoch den schnee zusammenschieben könnte ohne dass er ach so wertvollen parkplatz wegnimmt, oder? ich sehe keine kinder mehr schneehöhlen in solche haufen graben, niemand baut mehr rutschbahnen vom gipfel ins tal oder gleich ganze burganlagen.

ich vermisse auch schneefahrbahnen. früher fuhr zwar auch der schneepflug, aber trotzdem blieb fast immer eine feste harte schneedecke auf der fahrbahn auf der man auch problemlos mit dem kfz fahren konnte (natürlich nur mit winterreifen und vor allem viel gefühl). und nicht nur auf der straße, auch auf den gehwegen gab es diesen festen schneeuntergrund. hie und da wurde sand, asche oder kies gestreut, das wars dann aber auch schon. doch heute wird überall gefräst und gekratzt und salz gestreut. haben wir denn verlernt uns auf winterlichem untergrund fortzubewegen? zugegeben, es wird wieder mehr, also weniger, also, was ich meine ist, es gibt wieder mehr schnee unter unseren winterstiefeln statt salzmatsch, dennoch sehen winter heutzutage noch viel zu oft aus wie sommer, nur in kalt und mit irgendwie weiß nebenan. und natürlich mit viel mehr matsch als früher. und ohne schneehaufen....



ich vermisse sendepausen. als ich anfing zu fernsehen gab es zwei, höchstens drei fernsehsender, es gab ein vormittagsprogramm, dann gab es sendepause bis zum nachmittag und irgendwann nach mitternacht kam dann wieder das testbild. ich vermisse nun jetzt aber nicht das testbild, denn auch dafür gibt es bereits andere die sich darum kümmern, nein, mir geht es um die zeit, bzw, den zwang etwas anderes tun zu müssen als fernzusehen. heutzutage kann man rund um die uhr gleich auf mehreren sendern fernsehen wenn man nichts besseres zu tun weiß. ich nehme mich da selbst nicht aus, auch ich sehe gerne fern, sogar in zeiten von netflix und downloads. aber ganz ehrlich, ich wünschte man wäre öfter mal gezwungen etwas anderes zu tun, sich mit etwas anderem zu beschäftigen als mit tv und/oder internet. ich lese zwar nach wie vor bücher, aber eigentlich viel zu wenig, radio höre ich fast gar nicht mehr, und wenn dann auch nur übers netz, bzw. den pc, es wird nichts mehr gebastelt, gezeichnet, ge-irgendwas.

ja, ich gebe zu, ich vermisse es mal keine wahl zu haben. darum sehe ich auch nach wie vor gerne tv, denn ich kann das programm nicht beeinflussen, ich muss nehmen was gerade läuft, ich muss vielleicht vorplanen oder ich kann unverhofft über wunderbare neue dinge stolpern. ich kann mir zwar jederzeit nahezu jeden verdammten song oder track den es jemals gegeben hat anhören, doch das erlebnis des überrascht werdens ohne möglichkeit zum nächsten track weiterzuskippen gibt es nicht mehr. ob die generation youtube das überhaupt nachvollziehen kann? dieses sich auf etwas einlassen müssen? songs nicht einfach downloaden zu können, sondern sie mühsam aus dem radio aufzunehmen und sich freuen wenn man etwas gutes gefunden, bzw. erwischt hat? der ärger, wenn der moderator wieder mal viel zu früh reingequatscht, bzw. das glück wenn er es nicht getan hat? überhaupt songs nur dann archivieren zu können, indem man sie sich währenddessen auch anhört? und dann auch noch eine für immer festgelegte reihenfolge zu haben ohne shufflefunktion, ohne modifizierbare playlist? ich bedaure den verlust dieses zwangs und die mp3-kids, die dies nie mehr erleben werden. es war nämlich nicht nur zwang, sondern sehr sehr oft ein glücksmoment. dann, wenn der gesuchte track endlich im radio gespielt wurde und man ihn sogar aufnehmen konnte, dann, wenn man jemanden kannte der die platte hatte die man sich ausleihen und aufnehmen konnte, dann, wenn einem jemand etwas vorspielte das einen schlicht vom hocker haute, sei es freund oder das radio.

nur eine sache möchte ich hier noch aufzählen bevor ich zu sehr ausschweife: die fähigkeit mit der improvisation zufrieden zu sein. kann sich noch jemand an den spruch "die schüssel mit dem sprung hält am längsten" erinnern? es war tatsächlich so. gerade jene schüsseln, tassen und teller, die einen sprung hatten, hielten oft am längsten. vermutlich deshalb, weil man auf diese noch ein stückchen besser aufpasste. doch der punkt ist, dass dieser spruch heutzutage nicht mehr gilt. was passiert denn heutzutage mit der schüssel die einen sprung hat? genau: sie wird weggeworfen! und warum? weil man es sich erstens leisten kann und zweitens weil heutzutage nur mehr "gute" dinge toleriert werden. wann hat man denn zum letzten mal ein kind mit flicken auf den knien gesehen? hm? bevor sich in diesen tagen jemand hinsetzt und eine halbe stunde lang flicken aufnäht, sprintet man lieber in den nächsten kik und kauft eine neue hose zum preis den früher die flicken kosteten. versicherungen zahlen das lackieren einer kompletten stoßstange, nur wegen eines winzigen kratzers, der mit bloßem auge kaum erkennbar ist (tatsache! selbst erlebt!). was früher verpönt war, nämlich schutzhüllen für telefone (vor allem großmütter hatten gerne so blumige stoffüberzüge fürs telefon) gehören heute bei smartphones zum guten ton. man möchte es zwar benutzen, aber es darf um himmels willen niemals nie nicht irgendwie gebraucht aussehen. dass dann oft genug gerade die schutzhüllen das hässslichste und versiffteste am ganzen gerät sind bekommt kaum noch jemand mit. das geht sogar so weit, dass manche leute nicht einmal die schutzfolie abziehen bis sie schon ganz vergilbt, milchig und wellig ist(*brrrr*).

der punkt ist, dass einerseits gebrauchsgegenstände keine mehr sein dürfen, bzw, nicht danach aussehen dürfen, andererseits, dass die dinge einfach keinen wert mehr haben. zudem kommt noch dazu, dass einerseits die oben erwähnte stoßstange wegen eines nahezu unvorhandenen kratzers lackiert wird, andererseits dennoch kaum noch dinge repariert werden - und wenn, dann dürfen sie um himmels willen auf gar keinen fall repariert aussehen. das betrübt mich, denn ich mag dinge denen man ansieht dass sie etwas erlebt haben. autos mit einem andersfarbigen kotflügel sind mir sympathisch, ich finde abgewetzte und fleckige lederaktentaschen einfach klasse und bücher denen man ansieht, dass sie mehr als nur einmal gelesen wurden sind sowieso kaum zu schlagen.

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