Sonntag, 12. Oktober 2014

NACH DIKTAT VERREIST

ich habe wirklich lange überlegt ob ich das nun folgende hier überhaupt niederschreiben soll, denn es ist nun doch noch einen tick persönlicher als alles was ich bisher hier veröffentlichte. bisher schrieb ich, wenn es um mich ging, von meiner vergangenheit, von dingen die längst vorbei sind, auch wenn es manchmal sehr persönlich war, es waren dinge die längst vorüber sind, vergessen, überwunden, verarbeitet.... doch heute möchte ich davon schreiben wie es mir JETZT geht, heute und im augenblick.

und warum muss, bzw. will ich das dermaßen öffentlich tun? tja, ich habe ehrlich gesagt niemanden sonst dem ich es erzählen könnte. nun, natürlich gibt es menschen denen ich es erzählen könnte, doch entweder würden sie mich nicht verstehen, oder mich mit ratschlägen nerven die ich nicht hören möchte. darum werde ich auch ausnahmsweise die kommentarfunktion für diesen speziellen blogeintrag deaktivieren, denn ich möchte einfach keine kommentare. alles was ich will ist erzählen, sehen wie jemand dazu mit dem kopf nickt, mir vielleicht auf die schulter klopft und ein bier zahlt und dann wieder geht.

nun denn....

wie man als leser meiner blogs weiß habe ich nun seit über 2 monaten einen job. ich war lange genug auf arbeitssuche, also wurde es ja auch zeit endlich wieder in die arbeitswelt zurückzufinden. und ich hatte noch dazu das glück in einem bereich fuß fassen zu können der mich wirklich interessiert, nämlich in der it-branche. ich bin nun also im it-support tätig. und im grunde gefällt mir der job auch recht gut, eben weil ich endlich mit einer materie zu tun habe die mich interessiert. ich bin, bzw. war zwar auch wirklich sehr gerne bürohengst, doch als büroangestellter landet man ständig in branchen die einem dann doch nicht unbedingt nahe liegen. was interessieren mich energydrinks, metallbe- und verarbeitung, weihnachtsdekorationen oder mineralöle? genau, nichts! ich fand zwar die administrativen aufgaben die mit einem bürojob einhergehen immer recht interessant, doch sobald es um kunden- oder lieferantenkontakt und/oder -gott bewahre - verhandlungen finanzieller natur geht, steige ich aus. es interessiert mich nicht und ich will es auch nicht. nun, mit all dem ist als it-supporter schluss und das ist auch gut so.

dass der job eines it-supporters jedoch aus sehr viel lauferei und schlepperei besteht, hatte mir vorher niemand gesagt. aber darüber beschwere ich mich gar nicht mal, denn im grunde ist es ja auch logisch, irgendjemand muss ja die ganzen rechner zum user bringen, aufbauen, einrichten und auch wieder abholen. wer sonst sollte das denn tun, wenn nicht der it-support? ich war nur schlicht nicht darauf vorbereitet, ich hatte mir, um ehrlich zu sein den job eher so wie in der comedy serie it-crowd vorgestelt. man sitzt hauptsächlich am schreibtisch, löst die meisten der probleme per telefon und wagt sich nur im äussersten notfall bis zum user. dass dies nicht der praxis entspricht hätte mir mit ein wenig nachdenken eigentlich klar sein müssen, aber was solls.... 

so war ich in den ersten wochen also physisch sehr gefordert, denn ich war es ja nicht gewohnt mich dermaßen körperlich zu betätigen. aber mit der zeit wurde es besser, ich merke wie ich durch diesen job, bzw. der bewegeung fitter geworden bin, mein rücken tut längst nicht mehr so wie wie früher, obwohl er weitaus mehr belastet wird als bisher, treppen steigen macht mir nichts mehr aus und so weiter und so fort. das einzig nervige an der sache ist, dass man oft ziemlich abgekämpft und verschwitzt beim user erscheint. mir bereitet es schon ein wenig unbehagen, wenn ich dann so mit schweißflecken unter der achsel und schweißperlen auf der stirn neben einer, ich nenne es jetzt einfach mal "bürotussi" ohne es abwertend zu meinen, sitzen zu müssen und zusammen mit ihr ihren rechner einzurichten. aber naja, es lässt sich kaum vermeiden, also was solls.

was mir ungleich übler aufstößt ist das verhalten jener die ich als meine vorgesetzten betrachten muss. ich begleitete zwar die ersten 1-2 wochen die kollegen bei der arbeit um einen einblick ins geschehen zu bekommen und um zu lernen, doch im grunde wurde ich ins kalte wasser geschmissen. eine echte einschulung gab es nämlich nie. so sah, bzw. lernte ich natürlich nur jene dinge die gerade aktuell anstanden. zudem konnte ich mir natürlich nicht alles merken, wobei ich gestehen muss, dass ich mir anfangs auch zu wenig notierte, aber was soll man denn noch großartig notieren wenn man neben jemandem sitzt und ihm bei etwas zusieht von dem man keine ahnung hat, geschweige denn WAS der da gerade macht.

zudem habe ich als quereinsteiger natürlich defizite. ich behaupte zwar ein sehr guter user zu sein, für nahezu alle meine bekannten, freunde und verwandten bin ich erste anlaufstelle wenn sie ein pc-problem haben (das ich in der regel auch lösen kann), dennoch fehlt mir die dazugehörige ausbildung. alles was ich kann und weiß habe ich mir selbst beigebracht, bzw. lernte ich durch blöd fragen oder ergoogeln. ich kenne mich zwar in der systemsteuerung aus, jedoch gibt es natürlich bereiche in die ich bisher noch nie vorgedrungen bin, weil man als normaler user einfach nie damit zu tun hat, bzw. einfach nicht weiß was man damit eigentlich anfangen soll.

zu all dem kommt noch dazu, dass ich dazu neige probleme erst mal selbst lösen zu wollen ohne andere damit zu behelligen. so kann es natürlich passieren, dass ich länger brauche als andere, weil ich ich ja erst mal herumprobieren muss, oder schlicht und einfach fehler mache die erst später wieder auftauchen.

naja, ich habe jedenfalls gelernt dass ich mir jeden scheiss notiere und vor allem dann wenn ich anstehe anrufe um mir weiterhelfen zu lassen. doch ganz so einfach ist das nun doch wieder nicht. immer wieder stehe ich vor der situation, dass mir dann am telefon gesagt wird, dass ich das eigentlich bereits wissen sollte. natürlich fange ich neben einem user nun nicht großartig an herumzudiskutieren, denn nur weil ich einer situation ein- oder zwei mal begegnet bin, heißt das noch lange nicht, dass ich sie deswegen im griff habe. oft genug liegen wochen zwischen dem erstmaligen auftauchen und einer wiederholung einer situation. wenn man bedenkt, dass mir jeden tag -zig neue dinge begegnen die ich mir merken und im besten fall auch lernen sollte, dann ist es, zumindest meiner meinung nach verständlich, wenn ich heute nicht mehr genau weiß wie das vor 3 wochen war.

aber genau das ist was mich an diesem job ein wenig zermürbt. es gab noch nie lob, kein kurzes "gut gemacht" oder ähnliches, es wird immer nach dingen gesucht die einem vorgeworfen werden können. und wenn man nichts offensichtliches findet, dann sucht man eben danach bis man etwas gefunden hat. zur not wird man dann auch gerne mal persönlich. sei es dann die frisur des kollegen oder was auch immer. wenn ich mitbekomme wie ständig abfällig über gerade abwesende kollegen gelästert wird, dann mag ich mir gar nicht vorstellen was über mich getuschelt wird wenn ich es nicht mitbekomme.

es ist also so, dass erwartet wird, dass ich mich SOFORT melde wenn es ein problem gibt, ich dann aber gleichzeitig per telefon zur schnecke gemacht werde weil ich irgendetwas nicht weiß. dass auf die art die lust anzurufen nicht gerade sehr groß ist kann man sich vorstellen.

aber das ist noch nicht alles. es gibt oft genug unklare aufträge und anweisungen, von denen man dann hinterher nicht mehr genau weiß ob man sich einfach nur verhört hat, etwas falsch verstanden hat, oder ob einem tatsächlich nur die hälfte oder einfach nur bockmist erzählt wurde. wie man es dreht und wendet, ich stehe jeden tag mehrmals dämlich da und komme mir vor wie der letzte volldepp. ich WEISS dass ich nicht dumm bin, aber in diesem job wird mir tagtäglich das gegenteil vermittelt. und so kann es dann auch passieren, dass ich dann wenn tatsächlich etwas mal gehörig schief läuft lieber versuche es auf eigene faust zu regeln, ohne dass ich gleich wieder jemanden anrufen muss der mich dann eh nur zur schnecke macht, auch wenn das bedeutet, dass ich mal 2 tage hintereinander eine halbe stunde früher in der firma bin ohne dass irgendjemand etwas davon weiß, denn es soll und darf ja niemand mitbekommen.

trotz allem mag ich diesen job, obwohl ich hier klein gemacht werde, obwohl einem das mikromanagement der vorgesetzten in den wahnsinn treibt, obwohl ich schwitze und stöhne. aber bereits nach 2 monaten frage ich mich, ob ich das hier vielleicht nicht besser als sprungbrett ansehen sollte um in einer anderen firma einen ähnlichen job zu bekommen. 

obwohl es mir nun natürlich finanziell besser geht sehne ich mich nach der zeit zurück in der ich einfach nur zuhause saß und tun und lassen konnte was ich wollte. ich habe jeden tag gebloggt, ich habe mich in den netzwerken unterhalten, ich habe mir filme und serien angesehen, ich habe viel gespielt und musik gemacht, kurz gesagt, ich konnte mich den ganzen tag mit dingen beschäftigen die mich wirklich interessieren und die mir spaß machten. doch all das hat sich nun auf ein minimum reduziert und ich frage mich, ob es das bisschen mehr geld wirklich wert ist. zudem kratze ich wieder am depressionsbaum. ich sitze zwar noch nicht drauf, aber ich bin knapp dran.

ja und privat gehts mir derzeit auch nicht besser. das liebesleben, obwohl im grunde nicht vorhanden stagniert und der freundeskreis ist ebenso im grunde kaum bis nicht vorhanden. ich fühle mich dumm, klein, ungewollt und ungeliebt. dass mir das nicht gefällt kann sich jeder vorstellen. ich weiß nur nicht was ich dagegen machen kann. ich weiß jedoch, dass es mir vor zwei monaten noch nicht so ging.

so, das war the confession of the day.

(nach diktat verreist)
(ungelesen und ohne korrektur versandt)