Samstag, 22. März 2014

STADTERWACHSENER

Ich bin ein stadtkind!

zugegeben, ich wohne am land, in der provinz, in den bergen, in der pampa… wie auch immer man es nennen mag, fest steht, ich wohne keinesfalls in der stadt. sagen wir einfach ich bin ein stadtkind im geiste. oder ich wäre nur gerne ein stadtkind. naja, ein stadterwachsener wohl eher.

woher ich das wissen will, wo ich doch am land wohne? nun, erstens kam auch ich des öfteren in den genuss in städten nächtigen zu dürfen, meistens in hotels natürlich, hin und wieder aber auch bei bekannten, verwandten oder freunden, zweitens habe ich selbst auch schon in stadtähnlichen gebieten gewohnt. zwar nur kurz, aber doch.

ich finde es in städten kuscheliger. alle welt spricht von der kalten anonymität die in städten herrscht, doch ich empfinde das ganz und gar nicht so. es mag vielleicht anonymer zugehen, das stimmt schon, aber ich habe links und rechts nachbarn, über mir und unter mir, manchmal soagr vor oder hinter mir oder gar seitlich neben mir und wenn ich aus dem fenster sehe, dann sehe ich wieder auf –zig andere fenster hinter denen wieder menschen wohnen. Ich mag vielleicht alleine sein, fühle mich so aber viel weniger alleine wenn mir bewusst wird, wie viel leben um mich herum in anderen stadtwohnungen wohnt.

ich wohnte einmal im obersten stockwerk eines zehnstöckigen hauses. und das sogar in einer stadt, zwar in einer sehr kleinen stadt und auch noch am stadtrand, aber dennoch. ich liebte es in der nacht von dort oben über die lichter der stadt zu sehen und ich mochte es, dass ich nur ein paar schritte vor die tür gehen musste und gleich alles wichtige in der nähe zu finden war. ein restaurant, ein café, eine videothek, ein supermarkt, eine würstlbude, ein friseur, ein copyshop, eine tabaktrafik, eine bushaltestelle samt viertelstündlichen busverkehr und was weiss ich sonst noch alles. wenn ich jetzt auch nur eins von diesen dingen benötige, muss ich entweder ein schönes stück gehen, oder mich ins auto setzen.

was ich damals jedoch nicht hatte, für mich aber unbedingt dazugehört, sind die stadtgeräusche. eine stadt schläft nie, immer gibt es autos zu hören, die nächtliche strassenbahn oder den bus, natürlich auch passanten. und wenn ich um mitternacht rausgehe bin ich nie alleine. es gibt nichts traurigeres und deprimierenderes als eine ruhige stadt, und nichts schöneres als sich in einer lebendigen stadt durch die nacht treiben zu lassen. es ist aber auch schön zu wissen, wenn ich am morgen danach draufkomme, dass mir zum frühstück die semmeln fehlen, dann falle ich einfach aus der haustüre heraus und habe mir schnell nachschub besorgt. oder ich gehe gleich ins nächste café frühstücken.


ich bin ein stadtkind, die stadt gibt mir sicherheit, sie fühlt sich kuschelig an und ist freundlich mit mir. sie hält alles für mich bereit und lässt mich nie alleine.

ja, ich bin ein stadt... erwachsener.

im geiste.



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