Montag, 3. Februar 2014

BUCHAUSZUG - KAPITEL 7 / TEIL 2 - HADES

Das Hades war brechend voll. Voller Tische und Stühle wohlgemerkt, nicht voller Gäste. Und diese Tische und Stühle standen auch noch so dicht beieinander, dass man sich kaum zwischen ihnen durchzwängen konnte, obwohl sich kein Mensch im Gastraum befand. Tom versuchte sich vorzustellen wie es hier wohl aussah wenn tatsächlich mehr als nur 2 Gäste anwesend waren. Wahrscheinlich sprang die Bedienung dann von einer Tischplatte zur anderen, in einer hoch erhobenen Hand ein Tablett mit den Getränken balancierend, in der anderen einen Elektroschocker für Stiere um die Gäste im Zaum zu halten, denn an ein Durchkommen war sicher nicht zu denken, wenn die Stühle auch noch mit Leuten besetzt waren.

Natürlich ganz hinten am letzten Tisch saß eine Type, welcher der Beschreibung nach der gesuchte Funky sein musste. Zumindest hatte er einen Anzug an - was schon mal eine gute Voraussetzung war um Funky zu sein. Tom schaute sich nervös nach weiteren Anzugträgern um, denn ein völlig leeres Lokal war sicher nicht ganz ohne Grund völlig leer, aber außer Funky und dem an seinen potentiellen neuen Gästen völlig desinteressierten Kellner befand sich anscheinend sonst niemand im Lokal. Tom und Little Joe kämpften sich durch das Gestühl bis zu Funky vor. Er saß einfach nur ruhig da und erinnerte im Aussehen an den Killertypen „Bullet Tooth Tony, mit seiner Desert Eagle aus dem Film „Snatch“, rauchte filterlose Moods und hatte ein Glas vor sich stehen in dem sich hoffentlich etwas trinkbares befand und nicht das wonach die dickflüssige bräunliche Brühe aussah.

„Wer von euch ist nun der Clown der ohne anständiges Kabel bei meinem guten alten Freund Grizzley aufgetaucht ist, hmmmm?“ frug nun der funky Killer mit passend dunkler und verrauchter Stimme.
„Er!“ antworteten Tom und Little Joe gleichzeitig wie aus der Pistole geschossen und deuteten dabei auf den jeweils anderen, sahen sich kurz an und fingen dann lauthals an zu lachen. Erstaunlicherweise stimmte Funky in das Lachen ein.
„Ihr seid ja zwei richtige Komiker. Das gefällt mir! Ich mag Leute die mir gefallen“ brüllte Funky quer durch das leere Lokal.
„Nun ja, wer tut das nicht?“ dachte Tom im Stillen bei sich.
„Hey, Michaelis, zwei mal Puschkin Spezial für mein Freunde hier, willst du uns verdursten lassen!“ orderte der funky Killer beim irgendwie apathisch dreinschauenden Kellner, der daraufhin erwachte und anfing sich erstaunlich schnell zu bewegen. Tom befürchtete, dass ein Puschkin Spezial das selbe war, wie das was sich bereits auf dem Tisch befand.
„Kann ich vielleicht stattdessen einen Kaffee haben?“
„Wenn ich dich schon einlade, dann trinkst du gefälligst das was ich dir bestelle“ knurrte ihn sein Gegenüber an. „Nun,“ Funky klatschte seine Hände ineinander und rieb sie enthusiastisch „du hast ein Problem wie ich höre, ein besonderes Problem, ein Kabelproblem, stimmt das?“ Funky kam nun endlich auf den eigentlichen Grund dieser seltsamen Begegnung zu sprechen und sprach dabei das Wort Kabelproblem so aus als, ob er Gruppensex oder Leiche verschwinden lassen gesagt hätte.
„Nein, wir haben kein Kabelproblem, wir haben eine Kabelherausforderung“ Meinte Little Joe fröhlich grinsend und erntete dafür von Tom einen herzhaften Faustschlag auf seinen Oberschenkel den Little Joe erstaunlicherweise nicht zur Kenntnis zu nehmen schien.
„Stimmt“ erwiderte Tom. „ich brauche entweder Cinch auf XLR oder Klinke auf XLR. Das Zauberwort ist jedenfalls XLR.“
„Kein Problem, das habe ich. Natürlich!“ verkündete Funky und wuchtete ein riesigen Aluminiumkoffer, der bisher unter dem Tisch gestanden hatte, auf die Tischplatte. In diesem Moment wurden die 2 Puschkin Spezial serviert. Zu Toms Erleichterung war die Flüssigkeit, bzw. das Getränk das sich in den Gläsern befand, klar wie Wasser. Wie sich jedoch herausstellte, war es alles andere als Wasser, denn ein Puschkin Spezial war nichts anderes als ein doppelter Vodka, verfeinert mit noch ein wenig mehr Vodka. Und dazu noch ein kleiner Schuß Vodka.

            Funky öffnete nun seinen Zauberkoffer und wieder erwarten befanden sich darin weder Waffen, noch Munition, auch keine Drogen, sondern tatsächlich jede Menge an Kabeln und Steckern verschiedenster Ausführungen. „Cinch auf XLR, Cinch auf XLR…“ murmelte Funky vor sich hin während er sich anschickte in den Tiefen seines Koffers herumzuwühlen. Tom nippte derweil vorsichtig an seinem Puschkin Spezial. „Trink ruhig, mein Freund“ meinte Funky wieder mit seiner Killerstimme „du kommst hier sowieso nicht mehr weg bevor du das nicht ausgetrunken hast.“ Er schaute kurz von seinem Koffer auf und zwinkerte den Beiden zu, um sich dann wieder hingebungsvoll seiner Wühltätigkeit zu widmen. „Ha! Wusste ichs doch!“ Killerfunky warf Tom triumphierend ein Kabel über die Tischplatte hinweg zu, dass dieser in einem Anfall von plötzlicher außerordentlicher Reaktionsschnelligkeit äußerst geschickt mit seiner Linken Hand auffing. Tom sah sich das Kabel an.
            „Ja, das ist eindeutig Cinch und XLR, nur dummerweise andersherum“
            „Was meinst du mit andersherum? Schwul oder was? Fauchte ihn Funky an.
            „Nein!“ Tom schluckte „ich meine nur, ich brauche ein Kabel mit Cinch weiblich und XLR männlich, das hier ist Cinch männlich und XLR weiblich, also genau andersherum. Der Kabelkiller sah sich die Sache noch mal genauer an.
            „Aaaaahhhhh, jaaaaaaaa…… ich sehe….. du hast reeeecht! Verdammt! Aber ich weiß, dass ich solch ein Kabel habe! Das muss dann wohl im anderen Koffer, meinem Spezialkoffer sein. Kommt! Trinkt aus! Wir holen das Kabel bei mir Zuhause!“ Er klappte seinen Koffer wieder geräuschvoll zu (Wumpp) und ließ die Verschlüsse zuschnappen (Klickklack). „Na? Was ist? Los, los!“ feuerte er die beiden Brüder an.
            „Nur gut dass Vodka sowieso geschmacklos ist, nützt wohl nichts, weg damit“ dachte sich Tom, machte die Augen zu, hielt die Luft an und kippte seinen Puschkin Spezial in einem Zug runter, woraufhin er einen Hustenanfall bekam. Little Joe hatte es wohl auf dieselbe Tour versucht, denn auch er schien einem Erstickungstod nahe zu sein. So standen sie beide nun hustend vom Tisch auf, angefeuert durch Funkys aufmunternde Worte
            „Na ihr beiden Mädels, ihr trinkt wohl sonst nur Milch, was? Bei mir Zuhause habe ich dann richtigen Stoff für euch! Auf auf, sattelt den Dackel, die Zeit drängt und meine Mädchen haben heute auch noch was anderes zu tun!“
            „Mädchen?“ dachte sich Tom „Was haben bitteschön irgendwelche Mädchen und mein Kabel miteinander zu tun?“ und versuchte sich schwankend neben Little Joe, der es anscheinend vorzog seine eigene Spur zu ziehen, einen Weg durch das Meer aus Stühlen nach draußen zu bahnen.

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